Jagd nach genetisch wertvollem Tier: Norwegen bangt um Problemwolf
Der Elgå-Wolf will mit seiner Wölfin nicht dort bleiben, wo die Regierung ihn gern hätte. Das führt zu einer Jagd der anderen Art.
Vor eineinhalb Jahren war der Wolf in der Nähe des ostnorwegischen Orts Elgå erstmals aufgefallen. Er riss dort Rentiere – eigentlich ein Grund, ihn zum Abschuss freizugeben. In Norwegen gibt es jedoch „Ulvesonen“, Regionen, in denen Wölfe nicht gejagt werden dürfen. Und es gibt Zonen, wo die Etablierung eines Wolfsbestands „unerwünscht“ ist. Dazu gehören die Gegenden mit verstärkter Viehzucht.
Der Elgå-Wolf entging nach Betäubung, Untersuchung und GPS-Besenderung der Jagd. Laut der Umweltbehörde Miljødirektoratet ist er der wertvollste Wolf des Landes. Der Einwanderer aus Russland oder Nordfinnland soll den durch Inzucht bedrohten südnorwegischen Bestand genetisch auffrischen. Er wurde deshalb im Herbst 2019 gefangen und per Hubschrauber in eine 300 Kilometer entfernte Wolfsschutzzone transportiert.
Wo es ihm offensichtlich nicht besonders gefiel: Er pendelte mehrfach zwischen seinem früheren und dem neuen Revier, wurde bald von einer Wölfin begleitet und etablierte sich im Sommer 2020 wieder in der „unerwünschten“ Gegend. Der Elgå-Wolf wurde nun zur Chefsache. Das Klima- und Umweltministerium ordnete an, ihn erneut umzusiedeln. Darüber kam es sogar zum Streit im Parlament, weil dafür extra der Beginn der jährlichen Wolfsjagd verschoben und das Revier des Problemwolfs und seiner Partnerin zur zeitweiligen Schutzzone erklärt wurde.
Pressekonferenz zur Wolf-Situation
Schneefall erschwerte die Aktion. Als das Paar am Sonntag endlich gefunden war, kam Umweltminister Sveinung Rotevatn extra aus Oslo angereist, um vor dem betäubtem Elgå-Wolf eine Pressekonferenz abzuhalten. Ja, er komme den Staat mittlerweile recht teuer, gestand er zu, aber er sei wirklich jede Krone wert.
Zumindest unter den Landwirten in der „Ulvesone“, wo der Elgå-Wolf am Montag 250 Kilometer entfernt wieder freigelassen wurde, scheint man diese Einschätzung nicht zu teilen. Der Vorsitzende des regionalen Bauernverbands kritisierte, die Regierung mache das Gebiet zum Dumpingplatz für Wölfe, jeder Haustierbesitzer müsse um seine Tiere fürchten.
Und wenn das Wolfspaar schnurstracks wieder zurückwandert? Die Gefahr sei angesichts der bisherigen Erfahrungen ziemlich groß, meint ein Ministeriumssprecher: Aber man müsse es eben versuchen.
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