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Jagd nach Gaddafi-VermögenSchatzjäger mit rechtsextremem Netz

taz-Recherchen zeigen: Deutsche mit rechtsextremen Verbindungen suchen den Milliardenschatz des einstigen libyschen Diktators.

Der langjährige Diktator Muammar al-Gaddafi hat Gold, Geld und Diamanten aus Libyen weggeschafft Foto: Gallo Images/imago

Berlin taz | Ein riesiges Vermögen, das der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi vor seinem Tod aus dem Land geschafft hat, ist das Ziel von deutschen Schatzjägern. Nach taz-Recherchen haben zwei Männer mit Verbindungen in rechtsextreme Kreise zusammengearbeitet, um Gold und Bargeld in Milliardenhöhe im südlichen Afrika aufzuspüren und abzutransportieren. Wie weit das Vorhaben gediehen ist, ist unklar.

Gaddafi, der 2011 abgesetzt und erschossen wurde, hatte das Vermögen ins Ausland bringen lassen. Es sind vor allem Öl-Gelder, die eigentlich dem Staat Libyen gehören.

Einer der beiden Schatzjäger ist ein ehemaliger SEK-Polizist aus Baden-Württemberg, der zu seiner Zeit als aktiver Beamter illegal Sicherheitskräfte in Libyen ausbildete. Nach Angaben aus seinem Umfeld agiert er im Auftrag von Mitgliedern der Familie Gaddafi. Das aufgefundene Vermögen soll offenbar von ihnen dafür genutzt werden, um Pro-Gaddafi-Kandidaten bei künftigen Wahlen zu unterstützen. Der älteste Sohn Gaddafis Saif al-Islam kandidiert bei der für den 24. Dezember geplanten Wahl für das libysche Präsidentenamt.

Bei dem anderen deutschen Schatzjäger handelt es sich um einen Geschäftsmann aus Bayern, der sich in Kreisen radikaler Libertärer bewegt und zusammen mit einem schwedischen Neonazi eine Sicherheitsfirma gegründet hat. Nach taz-Recherchen hat er zusammen mit seinem Partner geplant, Gaddafi-Gelder im südlichen Afrika aufzuspüren und auf dem Landweg und dann per Flugzeug herauszuholen. Sie sollen sich deshalb um entsprechende Ausrüstung und bewaffnete Kräfte bemüht haben.

Kontakt mit rechtsextremem Verdachtsfall Uniter

Auch den Verein Uniter soll der bayerische Geschäftsmann den taz-Recherchen zufolge in diesem Kontext erwähnt haben, was er selbst auf Anfrage aber bestreitet. Uniter wurde vom damaligen KSK-Soldaten und Prepper „Hannibal“ gegründet und wird inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet. Recherchen der taz hatten ergeben, dass Uniter eine Art Söldnertruppe aufbauen wollte.

Der Geschäftsmann sagte der taz, er habe lediglich auf eine Bitte hin Kontakte gesucht, die weiterhelfen könnten. Es sei auch nur um das Aufspüren von Vermögenswerten gegangen, nicht darum, sie wegzutransportieren. Der Ex-Polizist antwortete nicht auf mehrere taz-Anfragen.

Möglicher Verstoß gegen Finanzsanktionen

Die beiden könnten sich auch nach deutschem Recht strafbar gemacht haben. Auf einen Verstoß gegen Finanzsanktionen stehen bis zu fünf Jahre Haft oder Geldstrafe. Auch andere Delikte wie Geldwäsche könnten greifen.

Der ehemalige UN-Sondergesandte in Libyen Martin Kobler kritisiert, dass das Thema des libyschen Auslandsvermögens zu wenig auf der Agenda stehe. “Wir haben da nicht genügend hingeschaut“, sagt der Diplomat der taz. Er hatte sein Amt von 2015 bis 2017 inne. Er beschreibt es als grundsätzlichen Fehler, dass nicht auf die Reichtümer eines Landes geschaut werde, oft die wichtigste Ursache von Konflikten. Auf internationaler Ebene beschäftigen sich mehrere Organisationen mit gestohlenenen Diktatorengeldern, es gibt aber wenig konkrete Vorhaben.

Libyen vor Wahlen instabil

Nach Jahren der politischen Instabilität wurde in Libyen im März dieses Jahres eine neue Übergangsregierung eingesetzt, die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vorbereitet. Die Präsidentschaftswahlen sollen am 24. Dezember stattfinden, die Wahl zum Parlament wurde um einen Monat verschoben. Als problematisch wird von der internationalen Gemeinschaft eingeschätzt, dass in Libyen trotz eines Waffenstillstands weiterhin dschihadistische Gruppen sowie ausländische Soldaten und Söldner präsent sind.

Die vollständige Recherche über die Suche nach Gaddafis Gold lesen Sie hier.

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