Israels Botschafter in Deutschland: Ein altbekannter Vertreter
Top-Diplomat Ron Prosor wird neuer israelischer Botschafter in Berlin. Nach einer steilen Karriere kommt er damit in die Geburtsstadt seines Vaters.

Als die Mauer fiel, war er der erste israelische Vertreter, der seinen Fuß über die Grenze in die DDR setzte. So schreibt er nicht ganz uneitel in seinem im Mai 2021 auf Hebräisch erschienenen Buch „Auf undiplomatische Weise“, in dem er seine eigene Lebensgeschichte erzählt und über das „Behind the Scenes“ der auswärtigen Beziehungen der letzten vier Jahrzehnte plaudert.
Geboren 1958 in der Stadt Kfar Saba nördlich von Tel Aviv, trat er in die Fußstapfen seines Vaters, der unter anderem als Botschafter in Jamaika diente. Sein Sohn kletterte einige Jahre später mit einem Master in Politikwissenschaften der Hebräischen Universität Jerusalem in der Tasche die Karriereleiter der Diplomatie nach ganz oben.
1998 wurde er politischer Berater der israelischen Botschaft in Washington und verhandelte als Mitglied der israelischen Delegation mit den Palästinenser*innen über das Wye-Abkommen, das den weiteren Truppenabzug der israelischen Streitkräfte aus dem Westjordanland regeln sollte. Zwei Jahre später, im Jahr 2000, vertrat unter anderem er Israel bei den Gesprächen im US-amerikanischen Camp David, die ohne Ergebnis endeten.
Sirenen in der Uno
Seit einigen Jahren besetzt er die absoluten Top-Posten. Von 2007 bis 2011 war der dreifache Vater Botschafter in Großbritannien, es schlossen sich vier Jahre bei den Vereinten Nationen an und er erwarb sich den Ruf eines harten Brockens. Während seiner Amtszeit warf er der UNO in einem Leitartikel der New York Times vor, Israel etwa in Bezug auf Menschenrechte nach doppeltem Maßstab zu bewerten und gleichzeitig krasse Verstöße gegen die Menschenrechte vonseiten autoritärer Regierungen zu ignorieren und zu tolerieren.
In einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates im Juli 2014, während der israelischen Militäroperation „Protective Edge“ in Gaza, soll er der Versammlung das Geräusch der Sirenen vorgespielt haben, um die Situation in israelischen Städten zu veranschaulichen, die von Hamas-Raketen angegriffen wurden.
Mit seinen über 30 Jahren Erfahrung in der Diplomatie bildet er als Direktor des Abba-Eban-Instituts für internationale Diplomatie an der Reichman-Universität in Herzliya die nächste Generation von Diplomat*innen aus. Prosors große Erfahrung in den israelischen Außenbeziehungen, so kommentierte Israels Außenminister Jair Lapid am Dienstag auf Twitter, werde einen großen Beitrag leisten bei Israels Herausforderungen auf der internationalen Bühne.
Für Prosor schließt sich mit der Ernennung zum israelischen Botschafter in Deutschland ein Kreis, wie er selbst kommentierte. Sein Vater Uri Prosor wurde 1927 in Berlin geboren und floh 1933 als Sechsjähriger mit seinen Eltern nach Palästina. Judith Poppe
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!