Israelische Luftangriffe: 12 Tote im Gazastreifen
Nach einer Woche Waffenruhe zwischen Israel und militanten Palästinensern sterben zwölf Personen, darunter drei Mitglieder einer Terrororganisation.
![Palästinenser steht in Trümmern in einem Appartmenthaus in Gaza-Stadt. Palästinenser steht in Trümmern in einem Appartmenthaus in Gaza-Stadt.](https://taz.de/picture/6252059/14/32782698-1.jpeg)
Die israelische Armee begründete die Operation „Schild und Pfeil“ mit Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet in den vergangenen Wochen. Der massive Angriff kam allerdings überraschend, weil seit knapp einer Woche eine Waffenruhe herrschte.
Die israelische Armee teilte mit, bei den drei Dschihad-Mitgliedern handele es sich um Chalil Bahitini, einen Kommandeur im nördlichen Teil des Gazastreifens, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gewesen sei, Dschahed Ahnam, Leiter des Militärrats, sowie um Tarek Az Aldin, der Anschläge im Westjordanland koordiniert habe.
Außerdem seien Waffenfabriken zur Herstellung von Raketen in Chan Junis sowie weitere Einrichtungen des Dschihad angegriffen worden.
Israels Armeesprecher: 40 Flugzeuge an Angriff beteiligt
In der vergangenen Woche hatten militante Palästinenser im Gazastreifen nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings Dutzende Raketen und mehrere Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt.
Chader Adnan, ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad, war nach fast drei Monaten Hungerstreik in israelischer Haft gestorben. Adnan war laut Gefängnisbehörde wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sowie Unterstützung von Terror und Hetze inhaftiert gewesen.
Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte Journalisten, insgesamt seien 40 Flugzeuge an den Angriffen beteiligt gewesen. Die Armee habe ihre Ziele erreicht. Das Verteidigungsministerium habe das Militär allerdings angewiesen, sich auf die mögliche Mobilisierung von Reservisten vorzubereiten.
Aus Furcht vor Vergeltung Vorsichtsmaßnahmen in Israel
Zu dem Tod von Frauen und Kindern sagte Hecht, man prüfe die Berichte. „Wir zielten auf die Terroristen ab. Falls es einige tragische Todesfälle gab, werden wir das prüfen.“ Die Angriffe seien seit vergangener Woche geplant gewesen.
Zur Frage möglicher Vergeltungsangriffe aus dem Gazstreifen und vielleicht auch aus den nördlichen Nachbarländern Libanon und Syrien sagte Hecht, man sei „an allen Schauplätzen“ bereit. „Wir hoffen, dass dies so schnell wie möglich beendet ist.“
Die Zivilbevölkerung im Süden Israels wurde angewiesen, bis Mittwoch in der Nähe eines ausgewiesenen Schutzraums zu bleiben. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen wurden nach Medienberichten geschlossen, auch Schulen blieben geschlossen. Der Zugverkehr in die Grenzstadt Sderot wurde in Erwartung möglicher Gegenangriffe gestoppt.
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, Israel habe der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas die Botschaft übermittelt, sie sei „nicht im Visier“.
Sprecher des Islamischen Dschihad kündigt Rache an
Ein Hamas-Sprecher sagte nach den Luftangriffen Israels, das palästinensische Volk wisse, wie es auf das „Verbrechen“ der gezielten Tötung der Dschihad-Mitglieder zu reagieren und „die Besatzungsmacht anzugreifen“ habe. Ein Dschihad-Sprecher sagte, Israel habe „alle Initiativen der Vermittler ignoriert“. Man werde den Tod der drei Führungsmitglieder rächen.
Israel hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Dschihad-Anführer im Gazastreifen gezielt getötet. Im August vergangenen Jahres kam etwa Militärchef Chalid Mansur bei einem Luftangriff Israels ums Leben. Dabei wurden zwei weitere Dschihad-Mitglieder getötet, darunter auch Mansurs Stellvertreter.
Damals kam es zu massiven Raketenangriffen aus dem Palästinensergebiet und weiteren israelischen Luftangriffen. Nach drei Tagen trat dann eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft.
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