Israel und die Hisbollah im Libanon: Es brodelt an der Blauen Linie
Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah wachsen. Nun ist es im Grenzgebiet zu den schwersten Gefechten seit 2006 gekommen.
Nach den mehr als eine Stunde dauernden Schusswechseln am Montag meldete keine Seite Opfer. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wendete sich per Fernsehansprache an seine Landsleute.
Die Spannungen zwischen Israel und Hisbollah haben zugenommen, nachdem bei einem israelischen Luftangriff in Syrien in der vergangenen Woche ein Hisbollah-Mitglied getötet worden war. Israel bereitete sich zuletzt auf einen Vergeltungsschlag vor. Die Hisbollah kündigte am Montag an, dass eine Antwort „mit Sicherheit“ noch kommen würde, stritt aber eine Beteiligung an dem Vorfall am Montag ab.
Bei den Gefechten handelte es sich um die schwersten seit dem Libanonkrieg 2006, als sich Israel und Hisbollah ebenfalls bekriegten. Unter Experten gilt die Hisbollah heute deutlich stärker als vor 14 Jahren.
Vorfall „noch nicht vorüber“
Man sei sicher, dass die vom Iran unterstützte Gruppe versucht habe, Israel zu infiltrieren, teilte das israelische Militär mit. „Wir wissen sicher, dass sie bewaffnet waren und die Blaue Linie nach Israel überquerten“, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus. Die sogenannte Blaue Linie markiert die De-facto-Grenze zwischen den beiden Ländern.
Israelische Soldaten hätten geschossen, als die Kämpfer auf Landesgebiet eingedrungen seien, die dann wiederum das Feuer erwidert hätten und schnell geflüchtet seien. Anwohner in der Region wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Straßen wurden gesperrt. Der Vorfall sei wohl noch nicht vorüber, sagte Conricus. Die Soldaten seien weiter aufmerksam.
„Die Hisbollah und der Staat Libanon tragen die volle Verantwortung für diesen Vorfall und für jeden Angriff, der von libanesischem Territorium auf den Staat Israel verübt wird“, sagte Ministerpräsident Netanjahu in einer Ansprache. „Die Hisbollah muss wissen, dass sie mit dem Feuer spielt. Ein jeder Angriff auf uns wird mit großer Stärke beantwortet werden.“
Im israelischen Parlament hatte Netanjahu zuvor erklärt, das Militär sei „auf jedes Szenario“ vorbereitet. „Wir sind für die Verteidigung Israels an allen Schauplätzen im Einsatz – nah an unseren Grenzen und weit weg von unseren Grenzen.“
Die UN-Friedensmission Unifil im Libanon forderte nach den Gefechten „maximale Zurückhaltung“ von beiden Seiten. Offiziell befinden sich Israel und der Libanon noch immer im Krieg, die Unifil patrouilliert im Grenzgebiet.
Israel hält etwa 1.200 Quadratkilometer des Golan-Plateaus besetzt. Die UNO hat die im Zuge des Sechstagekriegs 1967 erfolgte Annexion nie anerkannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los