piwik no script img

Israel und PalästinaGewalt in Nahost nimmt kein Ende

Im Westjordanland greifen Siedler einen Ort an. Bei Jerusalem wird ein palästinensischer Angreifer getötet. Israelis protestieren gegen Justizreform.

Palästinenser nach einer Siedler-Attacke in Umm Safa, Westjordanland, am Samstag Foto: reuters

Tel Aviv dpa | Im besetzten Westjordanland ist es am Samstag erneut zu Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser gekommen. Mehrere Dutzend Israelis drangen nach Medienberichten in eine Ortschaft nördlich von Ramallah ein und setzten dort Fahrzeuge und Gebäude von Palästinensern in Brand.

Die israelische Armee teilte mit, es sei zu Konfrontationen zwischen Israelis und Palästinensern gekommen. Sicherheitskräfte seien im Einsatz, um diese zu beenden. Bisher sei ein israelischer Bürger festgenommen worden. Ein Soldat sei durch einen Steinwurf verletzt worden.

„Die israelische Armee wird weiter entschlossen gegen alle Gewalttaten und Zerstörung von Besitztum vorgehen“, hieß es in der Mitteilung. „Die israelische Armee verurteilt solche nationalistischen Verbrechen, die zu Eskalation führen.“

In der Nacht zum Samstag hatte ein Palästinenser nach israelischen Angaben das Feuer auf israelische Sicherheitskräfte an einem Übergang nördlich von Jerusalem eröffnet. Er sei daraufhin erschossen worden. Seit dem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier Israelis im Westjordanland am Dienstag war es dort bereits mehrmals zu massiver Siedlergewalt gegen Palästinenser gekommen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid schrieb bei Twitter: „Die Gewalt der Siedler überschreitet jede Grenze.“ Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich „schockiert“ über die neuen Gewalttaten. „Die jüngsten Terroranschläge können nicht als Entschuldigung dafür dienen“, schrieb er bei Twitter. Israel sei für die Sicherheit aller Einwohner der besetzten Gebiete zuständig.

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt. Seit Beginn des Jahres kamen 24 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurden 139 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen erschossen.

Proteste gegen Justizreform

Unterdessen sind in am Samstagabend erneut Zehntausende von Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die umstrittene Justizreform zu protestieren. Bei der zentralen Kundgebung in Tel Aviv rief der ehemalige Regierungschef Ehud Barak zu einer Verschärfung der seit 25 Wochen andauernden Protestmaßnahmen auf. Der einzig legitime Weg sei dabei ziviler Ungehorsam, sagte Barak.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der rechtskonservative Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Pläne zum Umbau des Justizsystems nach massivem Druck im März zunächst ausgesetzt. Monatelange Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition brachten jedoch keine Einigung. Vor einer Woche kündigte Netanjahu dann an, er werde die Reform trotz der massiven Proteste weiter vorantreiben.

Netanjahus rechts-religiöse Koalition will mit dem Umbau das oberste Gericht des Landes gezielt schwächen. Die Regierung wirft dem Richtern übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung und damit die demokratische Ordnung in Gefahr.

Die Veranstalter der Proteste kündigten „gezielte und gewaltlose Protestaktionen gegen die diktatorischen Gesetze“ an. Viele Demonstranten in Tel Aviv protestierte auch gegen die israelische Besatzung in den palästinensischen Gebieten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare