Reaktion auf „Brandballons“: Israel greift Hamas-Ziele an
Der Grenzzaun am Gazastreifen ist seit dem Wochenende wiederholt Schauplatz massiver Auseinandersetzungen zwischen den Hamas und Israel.
Bei neuen Protesten von Palästinensern war es im Gazastreifen am Samstagabend nahe dem Grenzzaun zu Israel abermals zu Zusammenstößen gekommen. Demonstranten warfen Sprengsätze und skandierten Parolen, israelische Sicherheitskräfte schossen daraufhin mit scharfer Munition. Drei Menschen wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza verletzt. Zuvor waren mehrere Brandballons vom Gazastreifen aus aufgestiegen, die im Süden Israels zwei Brände verursachten.
Am Samstag hatten Vertreter der palästinensischen Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass ein Zwölfjähriger nach einer Konfrontation bei einer vorangegangenen Demonstration gestorben sei. Der Junge hatte demnach einen Kopfschuss erlitten, als das israelische Militär mit scharfer Munition gegen Steine und Sprengkörper werfende Demonstranten nahe dem Grenzzaun vorging. Durch den Beschuss wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 40 Demonstranten verletzt. Ein anderer Palästinenser war am Mittwoch seinen Verletzungen erlegen. Die Hamas identifizierte ihn als Mitglied ihres bewaffneten Flügels.
Organisiert wurden die Proteste von der radikalislamischen Hamas, die damit Druck auf Israel ausüben will, die Blockade des Gazastreifens zu lockern. Die Maßnahme verhängten Israel und Ägypten nach der Machtübernahme der Hamas in dem palästinensischen Gebiet im Jahr 2007. Die Blockade beschränkt den Güter- und Personenverkehr in und aus dem Gazastreifen, hat die dortige Wirtschaft massiv gelähmt und zu einer hohen Arbeitslosenquote von rund 50 Prozent beigetragen. Israel bezeichnet die Blockade als nötig, um die Hamas an einer militärischen Aufrüstung zu hindern.
Erste Lockerungen
Am Donnerstag lockerte Israel einige wirtschaftliche Beschränkungen allerdings etwas und erlaubte, dass Fahrzeuge, Güter und Ausrüstung für Wiederaufbauprojekte in den Gazastreifen gelangen dürfen. Die Lockerungen könnten ausgeweitet werden, sofern es ruhig bleibe, erklärte die israelische Regierung. Sie hatte sich am 19. August zudem mit Katar darauf geeinigt, dass die Golfnation Hilfszahlungen an Familien im Gazastreifen wiederaufnehmen dürfe.
Der Schritt soll die Spannungen mit der Hamas abbauen helfen. Im Mai hatte Israel für eine Aussetzung der Unterstützung gesorgt und dies damit begründet, dass die Hamas nicht von den Geldspritzen profitieren dürfe.
Nach dem Protest vom Samstagabend befürchten Beobachter nun, dass die Gewalt wieder eskalieren könnte. Israel und die Hamas haben schon vier Kriege geführt, zuletzt gab es eine elftägige Auseinandersetzung im Mai mit 260 getöteten Palästinensern und 13 Toten in Israel.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ergebnis der Sondierungen
Auf dem Rücken der Schwächsten
Frauen und Krieg
Krieg bleibt männlich
Schwarz-Rote Finanzen
Grüne in der Zwickmühle
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
Gynökologin Mangler über Frauenkörper
Wären Geburten im Matriarchat schmerzfrei, Frau Mangler?