Islamisten drohen mit weiterer Gewalt: „Algerien war nur der Anfang“
Ein Sprecher der Islamistengruppe Al-Mulathamin droht Frankreich und den verbündeten Staaten weitere Anschläge an. Als Begründung dient der Mali-Einsatz.
PARIS afp | Nach der blutig beendeten Geiselnahme auf einem Gasfeld in Algerien hat die Islamistengruppe unter der Führung des Algeriers Mokhtar Belmokhtar erneut weitere Angriffe, insbesondere gegen Frankreich, angedroht.
Das Frankreich „der Kreuzfahrer und der zionistischen Juden wird für seine Aggression gegen die Muslime im Norden Malis bezahlen; aber nicht allein, auch seine Knechte“, wurde der Sprecher der Gruppierung Al-Mulathamin („Die mit Blut unterzeichnen“) am Montagabend von der französischen Wochenzeitschrift Paris-Match zitiert.
Der Sprecher, der sich Joulaybib nennt und eigentlich Hacen Ould Khalil heißt, sagte dem Bericht zufolge über die Geiselnahme in Algerien, sie sei „zu 90 Prozent ein Erfolg“ gewesen, „weil wir mit nur 40 Mann einen strategischen Standort, der von 800 Soldaten bewacht wurde, treffen konnten“ Dieser „Angriff von In Aménas war nur der Anfang“, sagte der Sprecher laut Paris-Match.
Nach seinen Angaben hatte Al-Mulathamin die französischen Behörden kontaktiert, um mit ihnen zu verhandeln. Von französischer Seite war dies dementiert worden.
Die Geiselnehmer hatten den Angaben zufolge das Ende des französischen Militäreinsatzes in Mali und die Freilassung von Omar Abdel-Rahman, bekannt als „blinder Scheich“, und der pakistanischen Wissenschaftlerin Afiaa Siddiqui aus US-Haft gefordert.
Abdel-Rahman sitzt wegen seiner Rolle bei den Anschlägen auf das World Trade Center im Jahr 1993 im Gefängnis, Siddiqui wegen Terrorismus.
Frankreich verweist auf Algerien
Frankreich habe seine Gruppe aber an die algerischen Behörden verwiesen, sagte Joulaybib laut Paris-Match. Diese seien verantwortlich für den blutigen Ausgang der Geiselnahme.
Ein islamistisches Kommando hatte am vergangenen Mittwoch die Gasförderanlage von Tiguentourine in der algerischen Wüste gestürmt und hunderte Geiseln genommen. Nach einem ersten erfolglosen Befreiungsversuch hatten algerische Spezialkräfte am Samstag schließlich das Geiseldrama beendet. Dabei wurden nach Angaben der Regierung in Algier 37 ausländische Geiseln getötet.
Gut eine Woche zuvor hatte die französische Armee einen Einsatz im benachbarten Mali begonnen, wo Islamisten große Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden