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„Islamischer Staat“ und FBIHeimliche Hochzeit in Syrien

Der immer wieder totgesagte deutsche IS-Terrorist Deso Dogg hat 2014 in Syrien geheiratet. Und zwar eine Übersetzerin des FBI.

Damals Gangsta-Rapper „Deso Dogg“, heute Dschihadist „Abu Talha al-Almani“ Foto: dpa

Der dschihadistische Salafist und Kämpfer des „Islamischen Staats“ (IS) Denis Cuspert hat im Jahr 2014 in Syrien eine Übersetzerin der US-Bundespolizei FBI geheiratet. Das berichtet der Sender CNN, der Einsicht in bislang unter Verschluss gehaltene Gerichtsakten zu diesem Fall erhielt.

Eigentlich war die Übersetzerin Daniela Greene eingesetzt worden, um die Kommunikation des Terroristen zu analysieren. Schließlich war dieser an Kriegsverbrechen beteiligt und rief immer wieder in Propagandavideos zu Anschlägen auf.

Doch Greene hatte sich wohl in ihr Zielobjekt verliebt. Über Skype nahm sie Kontakt mit Cuspert auf und behauptete gegenüber dem FBI, dass sie ihre Eltern in München besuchen möchte. Allerdings flog sie stattdessen heimlich nach Istanbul und reiste von dort über Gaziantep zur Hochzeit ins syrische IS-Gebiet. Nach wenigen Wochen bereute sie ihre Entscheidung allerdings schon wieder, floh zurück in die USA und wurde dort wegen Falschinformationen im Zusammenhang mit internationalem Terrorismus zu zwei Jahren Haft verurteilt. Mittlerweile ist sie auf Bewährung frei und arbeitet als Hostess in einer Hotel-Lounge.

Nach gescheiterten Karrieren als Kleinkrimineller und Gangsta-Rapper „Deso Dogg“ fand Cuspert über die salafistische Al-Nur-Moschee und den islamistischen Hassprediger Pierre Vogel zum radikalen Islam. „Musik ist haram“ (nach islamischem Recht verboten), behauptete er damals in einer an Jugendliche gerichtete Videobotschaft. Als Abu Talha al-al Almani („Der Deutsche“) wurde er dann ein islamistischer Popstar und galt fortan als Aushängeschild des IS.

In einem Video posiert er mit einem gerade abgeschlagenen Kopf. Mittlerweile wurde er mehrfach für tot erklärt, zwischenzeitlich sogar vom US-amerikanischen Verteidigungsministerium, doch immer wieder wurden die Todesmeldungen zurückgenommen.

Die Ex-Kollegen der Rapcrew „Antilopen Gang“ hätten eine bessere Idee für Cusperts Liebesleben gehabt. Auf ihrem letzten Album prophezeiten sie ein Date mit dem Pegida-Initiator Lutz Bachmann: „Man hörte Lutz jetzt immer über Islamisten fluchen, doch genau wie die mag er keine Schwulen, keine Juden. Ich wette, Lutz und Denis hängen die ganze Zeit im Internet, bei all den Parallelen sind die beiden bald ein Tindermatch.“

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1 Kommentar

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  • Ich war letztens einkaufen und vor mir auf der Rolltreppe stand so ein Jihad-Pärchen: Er in Tarnkluft wie frisch aus Syrien, sie in (allerdings recht enger) schwarzer Vollverschleierung, beide vielleicht gerade 18 oder so. Die waren cool und fühlten sich auch so und wenn andere sie anstarrten, machte das es nur noch cooler.

     

    Man sollte sich das nix vormachen, das ist für so manche mangels anderer Optionen dasselbe wie damals Che Guevara und links sein. Der Kampf von unten für die internationale Gerechtigkeit und gegen die internationalen Unterdrücker, mir einem festen Glauben, kämpferische Männer und Frauen, die alles aufgeben: Der wahre Jammer ist der, dass die Sehnsucht nach all dem kein anderes Betätigungsfeld findet.

     

    Man sollte nicht meinen, dass freie Liebe und Drogen und Gleichberechtigung der GRUND für die linken Revolutionen und Revolutiönchen damals war. Es war nur das Zubehör und es geht auch anders. Gerade in einer Zeit, in der freie Liebe zu "immer schön fickbar bleiben!" verkommen ist, ist das Gegenteil auch wieder reizvoll. Hauptsache es ist radikal.

     

    Dass keiner das zu verstehen scheint, macht es nicht besser. Was es besser macht, ist allerdings die Tatsache, dass ohne Musik und Drogen und, wenn schon nicht freie Liebe, dann doch zumindest freies Flirten nur ein kleiner Teil der Jugend so richtig in Fahrt kommt und auch die nur begrenzt. So manche Begeisterung verbrennt schnell und wenn dann nur der Tod und Entbehrung wartet, ist das den meisten doch zu blöd.