Iran verletzt Internationales Recht: 23-Jährige hingerichtet
Eine zum Tatzeitpunkt Minderjährige wird im Iran gehenkt. Dagegen protestieren weltweit Menschenrechtler, denn die Todesstrafe verletze internationale Verpflichtungen.
TEHERAN ap | Ungeachtet internationaler Proteste ist im Iran eine zum Tatzeitpunkt minderjährige Straftäterin gehängt worden. Nach sechs Jahren Haft sei das Todesurteil wegen Mordes gegen die 23-Jährige am Freitag in der nördlichen Stadt Rascht vollstreckt worden, sagte ihr Anwalt Mohammad Mostafaei der Nachrichtenagentur AP. Die Vollstreckung der Todesstrafe an zur Tatzeit Minderjährigen sei eine grobe Verletzung internationalen Rechts, erklärte der Anwalt.
Mostafaei wurde nach eigenen Angaben nicht wie gesetzlich vorgesehen 48 Stunden vor der Vollstreckung des Todesurteils benachrichtigt. Zudem habe sich die Familie nicht persönlich verabschieden dürfen. "Ihr wurde ein vom Gesetz garantiertes Recht verweigert", sagte der Anwalt am Samstag. Die verurteilte Delara Darabi habe ihre Familie erst Minuten vor der Hinrichtung anrufen dürfen.
Menschenrechtsorganisationen hatten bereits bei der Verurteilung der damals 17-Jährigen heftig protestiert. Delara Darabi hatte sich zunächst schuldig bekannt, den Cousin ihres Vaters getötet zu haben. Später widerrief sie und gab an, sie habe ihren damals bereits volljährigen Freund decken und damit vor der Hinrichtung bewahren wollen. Ihr Freund wurde wegen Komplizenschaft zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Auch die Europäische Union hat an den Iran appelliert, keine zur Tatzeit Minderjährigen mehr hinzurichten. Dies stelle eine offensichtliche Verletzung internationaler Verpflichtungen dar, die der Iran eingegangen sei, hieß es in Brüssel.
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