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Investoren der Deutschen Fußball-LigaBedrohte Solidargemeinschaft

Kommentar von Johannes Kopp

Der Einstieg eines Investors ist gescheitert. Der Grundkonflikt bleibt: Das Streben der großen Vereine nach mehr Profit wird sich andere Wege bahnen.

Proteste bei der DFL am Mittwoch: Der Widerstand kam eher aus der Zweiten Liga Foto: Arne Dedert / dpa

A llzu großes Triumphgeschrei über den verhinderten Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball-Liga ist unangebracht. Man freue sich über den gemeinsamen Erfolg, ließ das Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ am Mittwoch wissen, und meinte damit die renitenten Klubs, die eine Zweidrittelmehrheit bei der Abstimmung der 36 Erst- und Zweitligisten verhindert hatten.

Trotz eifrigen kommerzkritischen Protests hatte die organisierte Fanszene wenig Einfluss auf die Entscheidung der außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung. Eine sehr große Mehrheit auch der sogenannten fanintensiven Erstligisten sprach sich für den Investorendeal aus. Das Gros der elf Gegenstimmen und fünf Enthaltungen wird bei dem geheimen Votum den Zweitligaklubs zugerechnet, die von der Sorge getrieben waren, mit der vorgesehenen Verteilung des Investorengeldes würden sie noch mehr auf Abstand zum Elitezirkel gehalten.

Für mehr Bedarf an Kapital und Kommerzialisierung sprachen sich ebenfalls ausdrücklich die Erstligisten aus Köln und Stuttgart aus, die gegen das Geschäft mit einem möglichen Investor gestimmt hatten. Sie widersetzten sich nur der Logik der Befürworter, es gebe keine Alternative dazu, sich in Abhängigkeit von Kapitalunternehmen zu begeben. So als hätte der deutsche Profifußball die Kontrolle über das eigene Geschäft aufgrund des internationalen Wettbewerbsdrucks sowieso schon ein gutes Stück verloren.

Die befürchtete Zementierung der Ungleichheit des nationalen Wettbewerbs werde sich mit dem Entscheid gegen den Investor erst recht verschärfen, sagen die Anhänger des Deals. Letztlich wird derzeit ein Grundkonflikt auf die Spitze getrieben, der schon lange Zeit besteht. Die Frage ist, welche Ungleichheit wirkt für den deutschen Fußball geschäftsschädigender: Der Abstand, den deutsche Spitzenklubs zu Real Madrid und Manchester City haben, oder der Abstand, der zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern besteht?

Watzkes Ansage

Bislang ist es gelungen, die unterschiedlichen Interessen zu einem Kompromiss zu formen. Das Selbstverständnis war das einer Solidargemeinschaft. Wenn der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke nun den Nein-Sagern erklärte, es solle in der nächsten Zeit keiner mit Solidar-Themen kommen, dann ahnt man, mit welchen schweren Waffen dieser Konflikt in den vergangenen Wochen ausgetragen wurde.

Vereine wie der FC Bayern München und Borussia Dortmund haben in der DFL schon immer mehr oder weniger offen damit kokettiert, ihre Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen, um bessere Ergebnisse für sich herauszuschlagen. Diese Drohung, die Aufkündigung der Solidargemeinschaft, könnte in der nächsten Zeit ernsthaftere Gestalt annehmen. Das Streben nach Profitmaximierung wird sich andere Wege bahnen. Und die aktive Fanszene wird sich absehbar mit neuen Zumutungen auseinandersetzen müssen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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  • Bayern, der BvB, auch Leipzig streben nach Europa, die nationalen Ligen werden immer irrelevanter. Die CL-Reform wird weitergehen, die CL wird mehr und mehr zur europäischen Superliga. Die Bundesliag wird weiter insgesamt langweilig blieben, auch wenn mal nicht die Bayern Meister werden. Die Bayern werden sich niemals aus den CL-Rängen stümpern können, das Imperium wird in Kürze zurückschlagen durch scheiren EInsatz absurder Gelder. Nach wie vor einfach deshalb, weil man den Dicken erlaut, durch überlegene Geldmittel den sportlichen Wettbewerb ad absurdum zu führen. An diese Grundproblem will niemand ran, also wird man weiter den eigenen Absteig verwalten. Mit Investor wäre das Ganze noch verschärft worden, aber die falsche Grundrichtiung bleibt trotzdem.