Investor Benko kauft sich in Zeitungen ein: Auf kurzem Weg zum Verleger
Der Karstadt-Eigner und Kurz-Berater René Benko kauft je 24 Prozent der österreichischen „Krone“ und des „Kurier“. Er könnte den Markt aufmischen.
Denn Benkos Signa Konzern wird über diese Beteiligung 24,5 Prozent am auflagenstarken Boulevardblatt Kronen Zeitung und 24,33 Prozent an der Tageszeitung Kurier halten. Die beiden Zeitungen teilen sich den mächtigen Verlag Mediaprint – mit 430 Millionen Euro Umsatz der größte Pressekonzern Österreichs.
Der medienscheue Selfmade-Milliardär Benko, der als achtreichster Österreicher gilt, hüllt sich zu seinen Motiven in Schweigen. Auch Krone-Herausgeber Christoph Dichand, dessen Familie die Mehrheit der Anteile besitzt, wollte den Deal nicht kommentieren.
Die Dichands streiten seit Jahren mit der Funke-Gruppe über einen mit dem 2010 verstorbenen Krone-Chef Hans Dichand ausgehandelten Rahmenvertrag, der diesem umsatzunabhängige monatliche Zahlungen in Millionenhöhe und die Alleinherrschaft in der Redaktion zusicherte. Man geht davon aus, dass Benko diese Bedingungen nicht akzeptieren wird.
Duzfreund Kurz
Der 41-jährige Finanzjongleur, der schon die Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof übernommen und auf Gewinnkurs getrimmt hat, zählt zu den Duzfreunden von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, den er auch in Wirtschaftsfragen berät. In Kreisen der oppositionellen SPÖ mutmaßt man daher, dass auch politische Absichten hinter der Übernahme stehen könnten.
Allerdings ist der Kurier nach einem Wechsel in der Chefredaktion vor einem Monat bereits merkbar regierungsfreundlicher als zuletzt. Und die Kronen Zeitung verhält sich meist als Echokammer der rechten FPÖ, obwohl sie auch von roten Regierungen immer mit üppigen Inseraten gefüttert wurde.
Wenn man von den bisherigen Mega-Deals René Benkos ausgeht, dann liegen seinem Investment in erster Linie kommerzielle Interessen zugrunde. Die Kronen Zeitung erreicht zwar täglich 28 Prozent der Österreicher über 14 Jahre, hat aber in den vergangenen Jahren Marktanteile an die Gratiszeitungen verloren. Die müssen sich nun also wahrscheinlich auf einen härten Konkurrenzkampf einstellen.
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