Interview mit Verbraucherschützer: "Eigentlich steht Berlin gut da"
Der Neue soll seinen Kollegen auf die Finger schauen, fordert Verbraucherschützer Peter Lischke.
ist Geschäftsführer der Berliner Verbraucherzentrale, in der er seit rund 20 Jahren tätig ist.
taz: Herr Lischke, die Koalition sucht eine/n neue/n SenatorIn für Verbraucherschutz. Was kann jemand in der Position überhaupt verändern?
Peter Lischke: Als Erstes kann er oder sie dafür sorgen, dass Verbraucherschutzorganisationen wie die Verbraucherzentrale so finanziert sind, dass sie ihre Arbeit durchführen können.
Das sagen Sie aus eigenem Interesse?
Ja, aber dabei geht es auch um konkrete Projekte. Zum Beispiel gibt es seit einiger Zeit ein Pilotprojekt, bei dem es Beratungen für Verbraucher direkt in den Kiezen gibt - auch mit Dolmetschern auf Türkisch oder Russisch. Das wollen wir natürlich gern beibehalten.
Und über das Geld hinaus?
Verbraucherschutz ist aus unserer Sicht eine Querschnittsaufgabe. Er spielt zum Beispiel bei der Patientenberatung genauso eine Rolle wie bei der Mietenentwicklung. Das muss jede Senatsverwaltung beachten, und das muss Aufgabe des neuen Senators oder der neuen Senatorin sein.
Das Problem bei Querschnittsaufgaben ist oft, dass sich gar keiner darum kümmert.
Ein Senator muss darauf achten, dass sich alle darum kümmern. Wenn beispielsweise die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über ein Projekt entscheidet, muss der Senator oder die Senatorin für Verbraucherschutz da rüberschauen. Das kann im Ergebnis Müllgebühren genauso betreffen wie Wasserpreise.
Welche Themen stehen denn aktuell an?
Momentan ist vor allem wichtig, dass die Fragen des Verbraucherschutzes viel stärker in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Verbraucher müssen ihre Rechte kennen, wissen, welche Möglichkeiten sie haben. Dazu brauchen sie Informationen. Es geht also um Transparenz.
Wie bei der Kennzeichnung von Gaststätten?
Genau. Aber eine große Fülle von Informationen nützt nichts, wenn sie nicht geordnet sind.
Beim letzten Ranking der Bundesländer lag Berlin auf Platz vier.
Ja, damit steht Berlin eigentlich ganz gut da. Kritik gab es beispielsweise daran, dass es zu wenige Stellen in der Lebensmittelüberwachung gibt und die Kennzeichnung von Restaurants daher nicht optimal umgesetzt werden kann. Da sollte der oder die Neue nachbessern.
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