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Interview Ver.di-Finanzexperte"Schiere Größe sichert keine Jobs"

Insgesamt sollen rund 6.500 Stellen in Deutschland abgebaut und rund 300 Filialen geschlossen werden. Das werden wir nicht hinnehmen, sagt Jörg Reinbrecht, der für Ver.di im Allianz-Aufsichtsrat sitzt.

Noch ist offen, in welchen Filialen demnächst das Licht ausgeht. Bild: ap
Interview von Richard Rother

taz: Herr Reinbrecht, wie sehen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Commerzbank, Dresdner Bank und der Dresdner-Bank-Mutter Allianz die Übernahme?

dpa
Im Interview: 

Jörg Reinbrecht, 51, ist Allianz-Aufsichtsrat und Bereichsleiter Banken und Versicherungen bei Ver.di.

Jörg Reinbrecht: Zunächst einmal: Über das konkrete Abstimmungsverhalten der einzelnen Aufsichtsräte ist von unserer Seite aus Stillschweigen zu wahren. Fakt ist aber: Wir sehen die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank sehr kritisch. Letztlich wird diese zu einem enormen Verlust von Arbeitsplätzen und zur Schließung von Filialen führen.

Die Arbeitnehmervertreter sollen sich für eine Lösung starkgemacht haben, bei der ein chinesischer Staatsfonds zum Zuge gekommen wäre. Wären so mehr Jobs in Deutschland zu retten gewesen, oder was wäre dadurch besser gewesen?

Konkret auf dem Tisch lag nur der Vorschlag mit der Übernahme durch die Commerzbank. Dieses Vorhaben hatten wir zu bewerten. Wir haben aber auch angemahnt, Alternativen zu prüfen.

Es heißt, eine zweite große deutsche Privatbank - neben der Deutschen Bank - könne erfolgreich auch im Ausland expandieren und so Arbeitsplätze im Inland sichern. Was halten Sie davon?

Gar nichts. Bisherige Fusionen im Bankensektor haben gezeigt, dass die schiere Größe keine Arbeitsplätze sichert. Beide Banken sind auf ähnlichen Geschäftsfeldern aktiv und haben häufig in der gleichen Straße ihre Filialen - davon wird eine überflüssig. Insgesamt sollen rund 6.500 Stellen in Deutschland abgebaut und rund 300 Filialen geschlossen werden. Für uns ist dabei aber das letzte Wort noch nicht gesprochen; wir werden für den Erhalt von möglichst vielen Stellen kämpfen. Eine Bank kann nur erfolgreich sein, wenn sie engagierte Beschäftigte hat.

Was haben die Kunden nach der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank von der neuen Großbank zu erwarten?

Für die Kunden ändert sich vorerst nicht viel. Allerdings wird es - insbesondere im Geschäft mit mittelständischen Firmen - weniger Wettbewerb unter den Geschäftsbanken geben, da ein Konkurrent wegfällt.

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