Kommentar Bankenfusion: Der Kunde ist nur scheinbar König

Ob Riesterverträge oder Lebensversicherung: Bankkunden werden abgezockt. Auch bei der Commerz-Dresdner-Bank - denn schließlich will die künftig 15 Prozent Rendite erwirtschaften.

75 Euro! Diese Gutschrift erhält jeder, der als neuer Kunde ein Konto bei der Commerzbank eröffnet. Schon diese aggressive Werbung zeigt: Die Konkurrenz funktioniert zwischen den deutschen Banken. Auch die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank ändert daran nichts. Der Kunde ist König.

Allerdings sitzt es sich auf diesem Thron sehr unbequem: Der Kunde regiert nämlich nur genau so lange, wie er überhaupt versteht, was sich hinter den Bankprodukten verbirgt. 75 Euro als Einstiegsprämie, zum Beispiel, das begreift jeder. Doch schon bei den Riester-Angeboten hört es auf. Kürzlich veröffentlichte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg eine alarmierende Studie: Allzu viele Kunden würden eine Riester-Versicherung wählen, weil ihnen diese von den Banken aufgedrängt wird - denn dort lassen sich die Beraterprämien am besten verstecken und sind also am höchsten. Ergebnis: Der staatliche Riester-Zuschuss landet in Wahrheit bei den Banken. Während die Kunden noch glauben, sie sparten für ihre Rente, steigern sie stattdessen den Gewinn ihres Kreditinstituts.

Die Verbraucherschützer fordern daher, dass der Gesetzgeber eine Kostenobergrenze bei den Riesterverträgen erlässt. Anders ausgedrückt: Trotz der bunten Konkurrenz auf dem Bankensektor hat der Wettbewerb versagt. Das gilt übrigens nicht nur bei den Riesterverträgen, sondern ließe sich genauso bei Lebensversicherungen zeigen. Die Kunden werden abgezockt.

Das ist letztlich auch gar kein Geheimnis, sondern offizielles Ziel der neuen Commerz-Dresdner-Bank: 15 Prozent Rendite will sie künftig erwirtschaften - nach Steuern. Das wäre sensationell. Und sollte jedem Privatkunden schwer zu denken geben. Denn riskantes Investmentbanking will das neue Institut nicht mehr betreiben. Stattdessen möchte man sich ganz auf das Privatkunden- und Firmengeschäft konzentrieren. Übersetzt: Ohne jedes Risiko will man mit den Privatkunden Renditen erzielen, die vorher bei vollem Risiko nur auf den Finanzmärkten zu holen waren. 75 Euro für ein Commerzbank-Konto! Jeder interessierte Neukunde sollte noch mal überlegen, ob das wirklich ein gutes Geschäft ist. ULRIKE HERRMANN

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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