Interview: Ulrich Karpen: Politisch heimatlos
■ Warum der Abgeordnete die Rahlstedter CDU in zwei Ortsvereine spalten will
taz: Herr Professor Karpen, an der Uni unterrichten Sie Jurastudenten in Staatsrecht und erklären ihnen die elementare Bedeutung von Wahlen für die Demokratie. Als Politiker lehren Sie, dass Wahlen nur demokratisch sind, wenn man sie gewinnt.
Ulrich Karpen: In unserem Schreiben an den CDU-Landesvorsitzenden Dirk Fischer heißt es, dass wir die demokratische Entscheidung selbstverständlich anerkennen. Ich halte es aber für möglich, dass in diesem riesigen Ortsverband Rahlstedt zwei Gruppierungen mit gebündelten Kräften für das Wohl der CDU arbeiten. Wenn viele Mitglieder sich in der neuen Führung nicht vertreten fühlen und ihre bisherige Arbeit nicht anerkannt sehen, dann sollte eine andere Organisationsform gefunden werden.
Sie haben verloren und sagen, jetzt gründen wir einen Verband, der uns wählt. Sind Sie ein schlechter Verlierer?
Ich hab mich dazu eben geäußert. Das Positive steht für uns im Vordergrund. Wir möchten den Parteimitgliedern helfen, die durch die Umstrukturierung des Vorstandes die politische Heimat verloren haben und ihre Motivation zu verlieren drohen.
Konnte Ihre Gruppierung vorher denjenigen eine politische Heimat bieten, die jetzt die Wahlen gewonnen haben?
Wir haben uns bemüht. Ich bin der Meinung, das sie vorher gut aufgehoben waren. Immerhin waren Bettina Pawlowski und Karl-Heinz Warnholz (der neue Vorstand, Anm. d. Red.) Mitglied des Vorstandes. Man kann nicht sagen, dass die Gruppe in den Führungsgremien des Ortsverbandes nicht vertreten war. Ich kann nicht sehen, dass das eine Ausgrenzung gewesen ist. Jetzt ist es eine Ausgrenzung.
Die geht zurück auf eine Wahl.
Natürlich. Aber wir nehmen Anstoß daran, dass hier eine Wahl vollzogen wurde, die zwar demokratisch und mehrheitlich ist – die aber über eine große Gruppe von Mitgliedern, die jahrzehntelang an der Basis gearbeitet haben, wie mit dem Rasenmäher hinweggegangen ist.
Vielleicht fanden die Wähler die Arbeit der bisherigen Mandatsträger nicht erfolgreich.
Das ist natürlich jedermanns eigene Einschätzung. Ich halte die Arbeit, die der bisherige Vorstand geleistet hat, für außerordentlich gut.
Warum ist er dann nicht wieder gewählt worden?
Weil die Gruppe andere Leute wollte.
Die Gruppe der Wähler?
Ja. Das Ganze wurde vorbereitet durch Herrn Warnholtz und Frau Pawlowski. Die haben die Gefolgschaft dafür gefunden, den Vorstand auszuwechseln.
Wird dadurch die politische Arbeit eine andere? Christdemokraten nennen sich die jetzigen Vorsitzenden auch.
Es ist keine andere Partei. Aber wir wollen die Mitglieder, die dem neuen Ortsverband angehören werden, davor bewahren zu resignieren. Wir machen das nicht aus egoistischen Motiven, sondern für die vielen Mitglieder, die sich dieser nun gewählten Gruppe nicht zugehörig fühlen. Fragen: Elke Spanner
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