piwik no script img

Interview: Antje Radcke„Der Geist gilt“

■ Hamburgs GAL-Chefin über Joschka Fischer, Krista Sager und Ämtertrennung

taz: Tanzt die GAL-Fraktion Hamburgs grüner Bürgermeisterin Krista Sager auf der Nase herum?

Antje Radcke: Den Eindruck habe ich nun wirklich nicht. Wie kommen Sie denn darauf?

Sager, wie auch die GAL-Senatoren Willfried Maier und Alexander Porschke, mußten ihre Bürgerschaftsmandate abgeben, als sie in den Senat gewählt wurden. Joschka Fischer aber will Außenminister und Bundestagsabgeordneter zugleich sein. Ohne Mandat, fürchtet er, würde er zu schwach gegenüber der Fraktion sein.

Ja, das ist natürlich ein Punkt heute auf der grünen Bundesdelegiertenkonferenz (BDK). Die grünen MinisterInnen im Bonner Kabinett würden in der Tat schlechter gestellt sein als die von der SPD oder auch als Parlamentarische Staatssekretäre.

Gilt das grüne Prinzip der Trennung von Amt und Mandat denn nur für Parteiämter, nicht für Regierungsämter?

Formal gilt diese Regelung nur für Parteiämter.

Und vom Geist her?

Gilt sie auch für Regierungsämter, würde ich sagen.

In Hamburg müssen SenatorInnen laut Landesverfassung ihre Mandate ruhen lassen. Ein Vorbild für die Bundesregierung, zumindest, soweit sie grün ist?

Ich könnte mir ruhende Mandate gut vorstellen. Das wäre auch im Sinne der Trennung von Legislative und Exekutive. Im übrigen liegt der BDK ein entsprechender Antrag bereits vor, der auf eine Grundgesetzänderung zielt. Das ist aber ein weiter Weg.

Wie wird die BDK heute in der Frage grüne MinisterInnen mit oder ohne Mandat entscheiden?

Ich wäre nicht überrascht, wenn die Ämtertrennung beschlossen würde.

Und die persönliche Meinung der Hamburger GAL-Vorstandssprecherin Radcke?

Für die Ämtertrennung. Am liebsten in Form ruhender Mandate. Interview: smv

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen