Internetplattform für Waldschäden: Online den Wald retten

Auf einer Internetplattform kann jetzt jede*r Waldschäden melden. Auf diese Art soll ein bundesweiter Überblick entstehen.

Eine junge Frau auf einem Baum an dem ein Plakat gegen das Roden angebracht ist.

Baumfreundliche Kletteraktion der Bürgerinitiative Waldschutz Foto: Robin Wood

HAMBURG taz | Wo überall Waldschäden angerichtet werden – das überblickt eigentlich niemand. Ab sofort soll sich das ändern: jeder kann jetzt online Waldschäden melden. Ein neuer Online-Radar sammelt bundesweit Informationen von Bürger*innen und stellt sie auf einer Karte übersichtlich dar. Das Ziel der Plattform ist es, die Zerstörungen der Bäume für jeden sichtbar zu machen. Seit Mittwoch ist die Website abrufbar. Die drei Initiatoren des Projekts, die Aktionsgemeinschaft Robin Wood, die Forschungseinrichtung Naturwald Akademie und die Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS), stellten sie in Altenwerder der Öffentlichkeit vor.

Einen Schaden zu melden ist einfach: Nach dem Erstellen eines Accounts kann jeder Waldschäden wie großflächige Rodungen, Verwüstungen oder Zerstörungen von Waldwegen melden und sie mit Informationen, wie genauen Ortsangaben und Bildern, speisen. Zudem sind der Schutzgebietstyp, also ob es sich etwa um ein Natur- oder Landschaftsschutzgebiet handelt, sowie die Flächengröße gefragt. Anschließend müssen die Beobachtungen in eine von vier verschiedenen Waldschadens-Kategorien einordnet werden: Handelt es sich um Kahlschlag, Wege-Schäden, Holzernte-Schäden oder um einen Konflikt-Wald? Auf der Karte, die auch ohne Account einsehbar ist, erscheint dann ein farbiger Marker je nach Kategorie.

Die Initiator*innen des Projekts haben den Ort der Präsentation bewusst gewählt: Einen der bislang 34 gemeldeten Waldschäden findet man auf der Karte in Altenwerder – ein Konfliktwald, markiert mit einem orangenfarbenen Marker. Konfliktwald bedeutet, dass sich dort Bürger*innen mit dem Waldbesitzer streiten.

In Altenwerder sollen 45 Hektar eines seltenen Auen- und Feuchtwaldes, die Vollhöfner Weiden, für die Hafenerweiterung gerodet werden. 23.000 Bäume und sechs geschützte Fledermausarten sind dadurch bedroht. Außerdem könnten gefährdete Vogelarten wie der Klein­specht vertrieben werden und sogar stark gefährdete Arten wie der Trauerschnäpper, der auf der roten Liste der Brutvögel in Hamburg steht.

Das Waldgebiet ist besonders wichtig für die Erhaltung der genetischen Vielfalt, da es verschiedene Biotope wie Moore miteinander verbindet. Robin Wood protestiert gegen die bevorstehende Vernichtung der Bäume: „Das Roden unserer Wälder verursacht Artensterben und Klimawandel“, prangt auf dem Banner zweier Kletterer, die sich auf den Bäumen niedergelassen haben (siehe Foto).

Eine bundesweite Erfassung direkter menschlicher Eingriffe in Wälder, die zu Schäden und Zerstörung beitragen, gab es bislang nicht. „Die gesammelten Daten sollen für jeden einsehbar sein“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von Robin Wood. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass sich Naturschützer*innen auf diese Art besser vernetzen können. Außerdem hofft Petra Ludwig-Sidow von der BBIWS auf einen weiteren Effekt: „Das hoffentlich bald sichtbare Ausmaß der Missstände wird unseren Forderungen nach einer schonenden Waldbehandlung Nachdruck verleihen.“ Dann könnten die profitgeleiteten Unternehmen nicht mehr von sogenannten Einzelfällen sprechen, sagt Ludwig-Sidow.

Matthias Fischer, Sprecher der Naturwald Akademie, hofft, dank des Tools bald erstmalig einen Überblick über jegliche Forst-Maschineneinsätze, Baumaßnahmen oder Rohstoffab­bau zu bekommen. Denn, so ergänzt Ludwig-Sidow: „Die Forstwirtschaft ist da sehr intransparent.“

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