Internationale Studie zur Klimakrise: Gletscherschmelze beschleunigt sich
Satellitenbilder erlauben erstmals eine „vollständige Bestandsaufnahme“. Fast alle Gletscher der Welt schrumpfen gegenwärtig – und zwar immer schneller.
Mit den verloren gegangenen Gigatonnen Eis hätte die Schweiz alljährlich sechs Meter unter Wasser gesetzt werden können, erklärte zur besseren Anschaulichkeit die ETH Zürich, deren Forscher an der Studie beteiligt waren.
Von der Schmelze betroffen sind laut der Studie bis auf wenige Ausnahmen fast alle der weltweit 220.000 Gletscher – vom Himalaya über die Anden bis zu den Alpen. Normalerweise stehen, abgesehen von den polaren Eiskappen, aber nur ein paar hundert von ihnen unter ständiger Beobachtung. „Es gibt viele Regionen, von denen wir nicht wussten, wie sie sich entwickeln“, sagte Hauptautor Romain Hugonnet der Nachrichtenagentur AFP.
Für ihre Studie analysierten Hugonnet und seine Kollegen nun eine halbe Million von bisher weitgehend ungenutzten Satellitenbildern. Auf diese Weise gelang ihnen „die erste vollständige Bestandsaufnahme der Gletscherschmelze in der Welt“.
Kurzfristig können sie Wassermangel ausgleichen
Diese hat sich laut Hugonnet, der an der ETH Zürich und der Universität von Toulouse forscht, deutlich beschleunigt: Waren es zwischen 2000 und 2004 noch durchschnittlich 227 Milliarden Tonnen im Jahr, belief sich der Rückgang ab 2015 bis 2019 bereits auf durchschnittlich 298 Milliarden Tonnen jährlich.
Die Schlussfolgerungen der Studie deckten sich mit den Einschätzungen des Weltklimarats (IPCC), seien jedoch deutlich genauer, sagte Hugonnet. Dies gelte insbesondere für die Auswirkungen der Gletscherschmelze auf den Meeresspiegelanstieg.
Die neuen, geografisch genaueren Daten könnten auch bei der Planung von Anpassungsstrategien in dicht besiedelten Gebieten helfen, in denen Gletscher eine wichtige Rolle für Landwirtschaft und Wasserversorgung spielen, sagte Hugonnet.
Kurzfristig könnten die schmelzenden Gletscher demnach den Wassermangel in einigen Regionen wie Indien oder in den Anden ausgleichen. Aber ist der Höhepunkt einmal überschritten, würden die Wassermengen „rapide abnehmen, bis nichts mehr übrig ist“, warnte der Forscher. Die Ergebnisse der Studie sollen laut ETH nun in den nächsten Zustandsbericht des IPCC einfließen.
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