Insolvenz der „dapd“: Unsportliche Agentur
Die Nachrichtenagentur „dapd“ streicht Stellen. Für den Video- und den Sportdienst der angeschlagenen „dapd“ könnte es bald vorbei sein.
Am Montag verbreitete dapd-Insolvenzgeschäftsführer Wolf von der Fecht eine blumige Pressemitteilung: Sicher, es würde schmerzhafte Einschnitte geben, ein Drittel der 300 Beschäftigten müsse mit Beginn des Insolvenzverfahren am 1. Dezember wohl gehen, aber: Der Gläubigerausschuss habe „am vergangenen Freitag dem Restrukturierungskonzept zur Sanierung der Nachrichtenagentur-Gruppe zugestimmt“. Und: „Die dapd wird sämtliche Dienste fortführen.“
Doch in der Präsentation dieses Restrukturierungskonzepts steht mitnichten, dass alle Dienste erhalten werden sollen. Im Gegenteil. Auf einer Folie sind „Sport“ und „Video“ rot durchgestrichen. Auf einer weiteren Folie steht: „Einstellung des Sport- und Videodienstes.“
Der Traum von der Vollagentur in Konkurrenz zur großen Deutschen Presseagentur (dpa) wäre damit endgültig vorbei. Im April 2011 war der Sportdienst gestartet, ab 1. August ging er in die Vollen, mit gut 30 Mitarbeitern, Berichterstattung von allen relevanten Sportarten sowie -ereignissen.
Neben der Berliner Zentralredaktion sollten in fünf regionalen Büros Sportnachrichten produziert werden. Viel Aufwand und viel Risiko in einem Markt, der mit den alteingesessenen Konkurrenten dpa und Sportinformationsdienst (SID) schon besetzt zu sein schien.
Was passiert mit dem Videodienst?
Auch der bei der dapd video GmbH gebündelte Videodienst plante Großes: Schon beim Start im Oktober 2010 verkündete dapd, dass man nun in Zusammenarbeit mit den Partnern CNN, Associated Press (AP) und Dow Jones der „größte unabhängige Anbieter von Bewegtbild-Beiträgen für das Internet in deutscher Sprache“ sei. Auch das könnte bald vorbei sein.
In einem internen Brief war von der Fecht den Mitarbeitern gegenüber ein wenig ehrlicher. Dort hieß es, lediglich ein großer Teil der Dienste würde erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?