Kommentar: Innere Sicherheit
■ Warum Hamburgs Frauenhäuser staatlichen Bestandsschutz brauchen
Eine Frau, die von einem gewalttätigen Partner bedroht wird, braucht Schutz. Da gibt es kein Wenn und Aber. Diese Gewährung eines Minimums an Sicherheit für Mütter und ihre Kinder ist zu wichtig, als dass sie von einem rotstiftschwingenden Senat geopfert werden darf. Doch da ist dieser Regierung, die fast ausschließlich aus Männern besteht, ihr Wahlkampf-Heiligstes nicht mehr so wichtig: Innere Sicherheit ist ihnen doch teilbar.
Die Frauenhäuser aber können bei den angedrohten Kürzungen ihre Arbeit nicht im bisherigen Umfang fortsetzen. Dabei kann es nicht wirklich um das Geld gehen: 2,7 Millionen Euro jährlich für 1800 Menschen, die körperlich und seelisch bedroht werden, können nicht zuviel sein. Hier sollte die Stadt sich lieber Überkapazitäten leisten als Hilfesuchende abzuweisen.
Die Sparorgie der Senatorin für Soziales, Familie und Frauen ist augenscheinlich auch persönlich motiviert. Offenkundig ist ihr Weltbild von der heilen Familie, offenkundig sind ihre Vorurteile gegenüber „autonomen“ Frauenprojekten. Doch wo nicht nur sie noch immer männerhassende Emanzen vermutet, sitzen seit langem hoch professionell arbeitende Frauen. Die nun vor einem neuen Problem stehen.
Dass sie in einem gesellschaftlichen Tabu-Bereich tätig sind, daran haben sie sich gewöhnt. Neu ist, dass ihren Klientinnen nun von Staats wegen der Schutz aufgekündigt wird.
Die Frauensenatorin sollte gut überlegen, ob sie weiter die engagierten Frauen dieser Stadt verprellt. Sie könnte bald sehr einsam sein. Kaija Kutter
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