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Innenminister kritisiert Kölner Polizei„So kann die Polizei nicht arbeiten“

Den Platz geräumt und dann auf Anzeigen gewartet: Nach den Übergriffen in Köln hat Bundesinnenminister de Maizière die Polizei kritisiert.

Zeigt Präsenz – fünf Tage später: Polizisten kontrollieren am Kölner Dom eine Person. Foto: dpa

Berlin dpa/afp | Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die Kölner Polizei für ihr Einsatzverhalten in der Silvesternacht scharf kritisiert. Mit Blick auf die Übergriffe auf Frauen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“: „Da wird der Platz geräumt – und später finden diese Ereignisse statt, und man wartet auf Anzeigen. So kann die Polizei nicht arbeiten.“

Nach Polizeiangaben hatten sich am Silvesterabend etwa 1000 Männer auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt, die mit Feuerwerkskörpern um sich warfen. Als die Polizei einschritt, bildeten sich viele kleinere Gruppen. Danach soll Frauen sexuell bedrängt und ausgeraubt worden sein, 90 Strafanzeigen gingen bislang ein.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt kritisierte de Maizière wegen seiner Kritik an der Kölner Polizei. „Ich glaube nicht, dass es ein guter Stil ist, wenn der Bundesinnenminister in aller Öffentlichkeit die Landespolizei und die Einsatzleitung dort kritisiert“, sagte Wendt dem Radiosender HR-Info. „In dieser Weise pauschal über die Polizei in Köln herzufallen, das ist unanständig. Das gehört sich einfach nicht.“

De Maizière sagte in der ARD weiter: „Die Ereignisse sind abscheulich, empörend und nicht hinnehmbar. Und ich erwarte jetzt dringend eine Aufklärung.“ Der Minister kritisierte zudem: „Warum konnte man am nächsten Tag noch sagen, es wäre alles friedlich gewesen?“

Am Neujahrsmorgen hatte die Kölner Polizei die vorangegangene Nacht noch als recht entspannt beschrieben. Kritik am Einsatz wies sie am Dienstag zurück. „Wir waren nicht überfordert“, sagte Polizeipräsident Wolfgang Albers. Der volle Umfang – insbesondere der sexuellen Übergriffe – sei allerdings erst am nächsten Tag klar geworden. Aus Protest gegen die Übergriffe demonstrierten am Dienstagabend etwa 250 bis 300 Menschen vor dem Dom.

Über die Täter weiß die Polizei noch nicht viel. Laut Polizei wurden sie von Augenzeugen und Opfern als „nordafrikanischer oder arabischer Herkunft“ beschrieben. „Es ist höchst ungewiss, ob es im Fall der Übergriffe in Köln auch nur zu einer einzigen Verurteilung kommen wird“, sagte Wendt der Passauer Neuen Presse. Für eine wirksame Strafverfolgung fehle es der Polizei einfach an Personal.

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9 Kommentare

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  • Wäre es vielleicht eine Maßnahme Schutzräume im öffentlichen Raum verstärkt zu bauen ?

    Bisher waren wir eine offene Gesellschaft, die sich im öffentlichen Raum sicher fühlen konnte. Schutzräume könnten vielfältig dienen, gegen Kriminalität, gegen Bandenwesen, gegen Anschläge. Ich stelle mir das an stark besuchten Plätzen in den Städten vor. Schutzräume oder auch Bunker verstärkt zu bauen

    • @Blingbling:

      Bisher habe ich unseren Staat als Schutzraum empfunden! Ich verstehe Ihre Gedanken, frage mich aber, wie es soweit kommen konnte. Traurig.

  • Die Polizei würde besser funken, wenn wie in RAF Zeiten ein "Bonze" angemacht würde...

  • Will da jemand ablenken?

    Bitteschön, Herr De Maizère, wie soll man denn arbeiten? Hätte man Angies (und Ihre) Jungs nach der Auflösung der Ansammlung durch die Kölner Innenstadt bis in die Randbezirke treiben sollen? Hätte man jede dieser zig entstandenen Kleingruppen observieren sollen? Hätte das nicht einen Generalverdacht vorausgesetzt, den man (vorher) gegen gewisse Bevölkerungsgruppen nicht hatte? Wäre das nicht rassistisch gewesen? Und, Herr De Maizière, hätten Sie sich dann aufgeregt? Klar, hätten Sie.

    Die Situation war neu, die Kräfte anderweitig gebunden. Hach, waren das noch Zeiten, als Silvester nur Mülltonnenbrände und gesprengte Briefkästen bedeutet hat.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Das alles ist ein Teil des Preises, den die Bevölkerung für die Schwarze (Wahlkampf) Null von Schäuble & Co. bezahlen muß. Überall werden originäre Aufgaben des Staates unmöglich, weil kein Geld dafür da ist. Polizei, Schulen, Justiz - das alles funktioniert nicht mehr richtig. Der Zerfall der Infrastruktur wird für die nächsten Jahre so teuer, dass es wahrscheinlich gar nicht mehr reparierbar sein wird. Das alles nur darum, dass die CDU/CSU im aufkommenden Wahlkampf behaupten wird: wir haben die Staatsverschuldung in den Griff bekommen. Es ist gelogen, heuchlerisch, widerlich. Und viele Leute werden darauf hereinfallen...

  • Immer wieder dasselbe: Die, die verhindert haben, dass die Polizei finanziell, personell, ausrüstungsmäßig und über Anpassung von Gesetzen erfolgreich arbeiten kann, beschimpfen jetzt Polizei und Polizeiführung.

    • @Martin74:

      Vielen Dank für ihren Beitrag. Es ist für mich unvorstellbar, mit welchem Risiko gegenüber früher die Polizei heute arbeiten muss. Die Bezahlung für diesen Einsatz (ich wurde bis heute lange Jahre bestens beschützt von ihr) ist beschämend. Viele qualifizierte junge Menschen werden von dieser Enlohnung bei höchstem Einsatz abgeschreckt und suchen sich einen anderen Job. Genau solche Leute bräuchte die Polizei heute. Mit nur einem Bruchteil der Zahlungen an Griechenland, Eurostützung etc. könnten wir unsere Polzei betens ausrüsten, dass sie den Herausforderungen heute gewachsen ist und unsere Bürger weiterhin beschützen kann. Angie bitte auch hier:wir machenm das schon.

      • 8G
        889 (Profil gelöscht)
        @fidelio333:

        "Es ist für mich unvorstellbar, mit welchem Risiko gegenüber früher die Polizei heute arbeiten muss."

         

        Das ist es für viele, weshalb die Polizeigewerkschaft auch unwidersprochen rumflennen kann.

         

        Das Berufsrisiko von Dachdeckern ist z.B. nach wie vor viel höher.

  • "…Innenminister kritisiert Kölner Polizei

    „So kann die Polizei nicht arbeiten“…"

     

    Ja wie? -

    Erinnert noch jemand Otto I.

    exIM Otto Schily - ?

    Ok - nich dieselbe Pachtei -

    Aber fernab Balin -

    Aber wußte auch genau was Sache is -

    Keupstraße - NSU.

     

    Ps Bin kein großer Freund der

    Kölschen Polizei - Aber ->

    Mr. FrozenThomas DeHugo'not

    - als Inkarnation der InnenUnfähigkeit -

    Einfach mal den Rand halten!

    Danke

     

    Pps "Sollen wir das Geschäft der Schlepper betreiben?"

    Reicht bis zur Ausmusterung!

    Soon - we hope.