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Indische PolizeiZelt von Yoga-Guru gestürmt

Mit einem Hungerstreik wollte der durchs Fernsehen bekannte Guru Swami Baba Ramdev gegen die Korruption in Indien protestieren. Die Polizei setzte Tränengas ein, um 50.000 Anhänger zu vertreiben.

Guru Baba Ramdev spricht in seinem Zelt zu Journalisten. Bild: dapd

NEU DEHLI afp | Mit Tränengas hat die indische Polizei das Zelt des bekannten Yoga-Gurus Swami Baba Ramdev gestürmt, der mit einem Hungerstreik gegen die Korruption im Land protestierte. Bei der Räumungsaktion am Sonntag in Neu Delhi, für die die Beamten Sicherheitsgründe angaben, wurden mehr als 50 Menschen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Guru kündigte an, trotz der Aktion seinen Hungerstreik unvermindert fortsetzen zu wollen.

Die Beamten setzten der Nachrichtenagentur PTI zufolge Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Menge aus Ramdevs Zelt zu treiben. Die Polizei begründete das Vorgehen damit, dass es Sicherheitsbedenken gegeben habe. "Wir haben eine Erlaubnis für 5.000 Besucher dieses Yoga-Camps erteilt, es sind aber 50.000 gekommen", sagte ein Polizeisprecher. "Eine öffentliche Aktion haben wir nicht genehmigt."

Der bekannte Guru war am Samstag nach einer morgendlichen Yoga-Runde mit seinen Anhängern "Indien zuliebe" in einen "Hungerstreik bis zum Tod" getreten. Er wirft den Politikern vor, dem Volk das "hartverdiente Geld" zu stehlen. Ramdev fordert unter anderem, Schwarzgeld auf ausländischen Konten ins Land zurückzuholen. Außerdem verlangt er die Todesstrafe bei Korruption und die Abschaffung von Geldscheinen im Wert von 500 und 1000 Rupien (7,80 Euro und 15,60 Euro), weil diese besonders oft für Bestechungszahlungen verwendet würden. Zudem sollten Banken, die Geschäfte in Steuerparadiesen machen, verboten und der Zahlungsverkehr besser überwacht werden.

Der landesweit bekannte Guru kündigte an, seinen Hungerstreik fortzusetzen. "Mein Fasten ist noch nicht zu Ende und ich werde meinen zivilen Widerstand fortsetzen", sagte er zu Journalisten vor seiner Residenz in Haridwar im Norden Indiens.

Dorthin war er am Sonntagmorgen nach der Räumung seines Zelts geflogen. Es werde nun aus Protest gegen die Polizeiaktion einen "schwarzen Tag" geben und der Kampf gegen Korruption werde noch einmal verschärft.

Nach Angaben der Polizei wurden bei der Aktion im Morgengrauen 30 Anhänger Ramdevs und 23 Polizisten verletzt, vor allem durch Tränengas, Steine und andere große Gegenstände. Ramdev sprach seinerseits von "tausenden Verletzten", das konnte von offizieller Seite aber nicht bestätigt werden. Die indische Regierung schloss weitere Verhandlungen mit Ramdev aus. "Es gibt nichts mehr zu diskutieren", sagte Tourismusminister Subodhkant Sahay. Arbeitsminister Kapil Sibal sagte laut TPI, die Polizeiaktion sei mit der Regierung abgesprochen gewesen. Zuvor hatte es mehrere Gespräche der Regierung mit Ramdev gegeben.

Der Yoga-Guru hat eine tägliche Morgenshow im Fernsehen und landesweit mehrere Millionen Anhänger. Er behauptet, Homosexualität, Krebserkrankungen und HIV-Infektionen durch Yoga "heilen" zu können. Die Regierung von Ministerpräsident Manmohan Singh war im vergangenen Jahr in eine Reihe von Korruptionsskandalen verstrickt gewesen. Sie geriet durch Ramdevs Aktion unter gehörigen Druck und versprach am Samstag, die Höchststrafe für Korruptionsvergehen "merklich zu erhöhen". Zudem kündigte sie beschleunigte Gerichtsverfahren an.

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1 Kommentar

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  • J
    Johannes

    Man kann dem großen indischen Volk mit seiner grandiosen Geschichte nur viel Erfolg wünschen und Mut, endlich wie im Nahen Osten die Sklavenhalter im Lande zu vertreiben und ihr System menschenwürdig zu reformieren. Ähnliche Wünsche bestehen auch für Deutschland, wo die Umsetzung direkter Demokratie http://www.youtube.com/watch?v=BOH54JM6cGo wie in der Schweiz endlich ein Schritt zu einer mündigen Demokratie wäre, die von den Menschen stärker geachtet wird.