piwik no script img

In sanften Sphären

Guten Geschmack hat Lea W. Frey schon 2013 mit dem Album „How Soon Is Now“ bewiesen. Da sang sie Songs von Nick Drake, Nirvana und The Smiths in minimalistisch-verjazzten Interpretationen, und es war bereits zu erahnen, welches Potenzial in der Berlinerin steckt und welch breites stilistisches Spektrum sie abdeckt: Lea W. Frey hat Jazzgesang studiert, spielte mal in einer Rockband – und heute ist sie gelegentlich als Solistin in großen Klassik­ensembles zu hören.

Mit „Plateaus“ veröffentlicht Frey nun ihr neues Album – und es sind erstmals nur eigene Kompositionen zu hören. Der Jazz klingt dabei zwar immer noch durch, eigentlich aber ist „Plateaus“ ein elegisch-melancholisches Songwriter-/Pop-Album, das gut zum anbrechenden Herbst passt. Die zehn Stücke kommen meist in langsamem Tempo daher. Die Gitarre (Peter Meyer) hält sich dezent im Hintergrund, die Rhythmusfraktion (Bass: Bernhard Meyer, Schlagwerk: Andi Haberl von The Notwist) wirkt leichthändig, die Synthies (Liz Kosack) minimalistisch. Im Vordergrund steht der Gesang Freys, ohne je aufdringlich zu erscheinen. „Plateaus“ ist ein nuancenreiches Album geworden, das Leuten gefallen könnte, die zum Beispiel Feist mögen – die sich ab und an aber auch in den Jazzkeller verirren.

Wer hingegen die hiesige elektronische Musikszene verfolgt, dem wird der Name Bodi Bill noch etwas sagen. Genau, das war dieses Trio, das zwischen Indietronica, House und Techno ein eigenständiges Soundgebräu an den Start gebracht hat. Bodi Bill sind derzeit zwar nicht aktiv, aber mit The/Das haben sie seit einigen Jahren ­einen kleinen Bruder, bei dem sich Bodi-Biller Fabian Fenk und Philipp Koller in ganz ähnlichen Sphären bewegen.

„Exit Strategies“ ist die zweite LP des Duos, und es füllt erneut die Lücke, die Bodi Bill hinterlassen haben. Diverse Spielarten elektronischer Musik – (Deep) House, Minimal, Ambient – finden mit Funk, Jazz und Neoklassik zusammen. Der Gesang Fenks wird sparsam eingesetzt, die Komposition steht im Vordergrund. Das Feld, das The/Das in den zwölf Tracks bespielen, ist ein weites – erfreulich, dass sie sich dort mühelos zurechtfinden.

Jens Uthoff

Lea W. Frey: „Plateaus“ (enja/yellowbird/Soulfood), live: 31. 10., Kantine am Berghain.

The/Das: „Exit Strategies“ (Life And Death/!K7), 6. 10. The/Das-DJ-Set im SchwuZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen