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In der SpülkücheMr Hobart und der eingebrannte Topf

Die beiden „Mitarbeiter des Monats“ sind ein Mensch und eine Maschine. Ohne dieses Dreamteam würde unser Gastwirt in schmutzigem Geschirr versinken.

Futter für die Haubenspülmaschine Foto: imago

W ir nennen ihn Mr Hobart, denn ursprünglich kommt er aus Ohio in den Vereinigten Staaten. Ich sage auch gern „der Wal“ zu ihm. Denn es ist wie in der Legende von Jona und dem großen Fisch. Mr Hobart verschlingt Unmengen von Dingen, eigentlich alles, was man ihm füttert, und gibt sie nach genau 1 Minute und 44 Sekunden geläutert wieder frei: die Porzellanteller blitzblank, die Edelstahlschüsseln glänzend mitsamt einem großen Schwall Dampf, wenn man ihm das Maul aufreißt.

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Knapp zwei Minuten pro Spülgang, das schafft natürlich nur eine gewerbliche, in unserem Fall eine Haubenspülmaschine, in Begleitung der dazugehörigen Fachkraft. Ja, ich sage das ganz ausdrücklich: Fachkraft. Denn es braucht eine besondere Mensch-Maschine-Beziehung, um so gefräßige Geräte wie Mr Hobart im Zweiminutentakt zu füttern, gleichzeitig das Besteck zu polieren, Pfannen und Töpfe zu trocknen und das ganze Zeug wegzuräumen, nur um mitzuerleben, wie der Koch sofort alles wieder dreckig macht.

Außerdem kommt Mr Hobart längst nicht mit jedem Abwasch zurecht. Angetrocknetes Eigelb, von Müsli verklebte Frühstücksschalen oder verkrustete Pfannen sind für ihn dasselbe Problem wie für jede Haushaltsspülmaschine. Aber: Eine Fachkraft weiß nicht nur genau, wann ein Gefäß vorbehandelt werden muss. Sie blinzelt nicht einmal, wenn der Koch mit einem Topf kommt, in dem die Konfitüre fast fingerdick angebrannt ist, sondern sagt: „Wir brauchen bald neue Stahlwolle.“

Es mag sein, dass das der eigentliche Unterschied zwischen Profis und Amateuren am Herd ist. Erstere empfinden es als Notwendigkeit, eine Fachkraft in der Spülküche zu haben, die anderen als Luxus. Ich bin so dankbar dafür, dass ich meine angebrannten Pfannen abgeben kann – und so soll es bleiben. Der Takt des Fauchens, wenn sich die Spülmaschine öffnet, ist für mich genau die richtige Beatbox.

Welche Fähigkeiten es erfordert, mit Mr Hobart zurechtzukommen, wird mir immer deutlich, wenn ich selber spülen muss. Die Küche wieder sauber zu bekommen, dauert doppelt so lang wie das Kochen. Mindestens. Und noch länger am Morgen. Weil wir keinen Müll produzieren wollen, füllen wir Butter und Konfitüren in kleine Gläser. Das gibt noch mehr Futter für Mr Hobart.

Jetzt, an Ostern, war unsere Fachkraft ver­hindert. Glücklicherweise übernahm eine Gruppe Gäste die Initiative für einen Versuch in Solidarischer Gastwirtschaft, vielleicht haben Sie die Abkürzung „SoGaWi“ schon mal gehört. Sie freundeten sich mit Mr Hobart an. Und zählten jeden Spülgang ab Minute 1.34 runter: drei, zwei …

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Jörn Kabisch
Autor
Wirt & Autor für taz und FuturZwei
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