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In der Höhle des Anspitzers

■ „Laura Laus“: klasse Kindertheater aus Kampnagel

Die Schulglocke leutet, der Unterricht ist beendet. Marie und Jakob betreten im Streit die Bühne. Kleine Gemeinheiten werden ausgetauscht, gar nicht nett. Später, zu Hause am Schreibtisch, erklärt Marie ihre Freundschaft schriftlich für beendet. Daß, und vor allem wie der traurige Brief am nächsten Morgen den Adressaten mit einem ganz anderen Inhalt erreicht, davon erzählt Annelore Sarbachs Kindertheaterstück Laura Laus.

Über Nacht ist nämlich aus dem Abschieds- ein Freundschaftsbrief geworden. Und alle Schreibtischutensilien haben mitgeholfen. Olga Blattina Blatt I. von und zu Blatt opferte ihre faltenfreie Unbeschriebenheit, während Radiergummi Gabi Gustav einige böse Silben auslöschte. So konnte der eitle Bleistift Hubert Bodenlos die Lücken mit neuen Buchstaben füllen. Doch dazu bedurfte es erst einer frisch angespitzten Miene, weshalb sich die drei Pultbewohner zusammenschlossen und die Höhle des schrecklich gefräßigen Spitzers Leo Wolf aufsuchten.

Bis zum glücklichen Ausgang des Stücks bleibt die Hauptakteurin unsichtbar: Laura Laus. Störend plagt sie zunächst das Blatt bis zum eigenen Zerknittern, springt dann aber auf den krümelmonstermäßig meckernden Spitzer über. Der ist so nicht mehr einsam – rauhe Schale, weicher Kern – verspricht in Zukunft seinen Appetit zu zügeln.

Dazwischen streuen die Gegenstände auf der zum Schreibtisch umfunktionierten Bühne perfekt ausgeführte Gesangseinlagen, angenehm weit entfernt vom bekannten Disney-Kitsch. Das gilt ebenfalls für die aufwendig gestalteten Kostüme. Unaufdringlich werden humorvoll arrangierte Wortspiele in die Texte der Charaktere gepackt. Hören und Sehen erwächst zum unterhaltsamen Vergnügen bis zu der Schlußszene, in der ein Koffer in Richtung Leo Wolfs Höhle schwebt. Schwebt? Eigentlich wird er ja von Laura Laus getragen. Aber die ist nun mal unsichtbar.

Sven Opitz

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