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In Sachen Schäuble vs. Baumeister – an Eides stattArmselig sind die Nehmhaftigen

Aus gegebenem Anlass versichert diese Zeitung hiermit an Eides statt, dass sie von Karlheinz Schreiber niemals Geld bekommen oder genommen hat. Auch nicht nach einem gemeinsamen Abendessen, weder auf einem von der WestLB bezahlten Flug nach Kaufering noch sonst wohin oder sonst wo. Und auch nicht am nächsten Tag, als Schreiber nicht in der Redaktion aufgetaucht ist und uns auch keinen Umschlag unbekannter Füllung überreicht hat. Dessen mutmaßlich monetären Inhalt wir daher auch nicht irgendeinem Rechenschaftsbericht zuführen konnten, wie es das Parteiengesetz von uns ja auch gar nicht verlangt. Da kann der Thierse sich auf den Kopf stellen. Wir erinnern uns noch sehr deutlich an diesen Vorgang, er erscheint uns auch im Nachhinein zwar juristisch, aber vielleicht nicht gerade politisch korrekt. Tut uns Leid, wir klären das demnächst brutalstmöglich auf, aber wir bleiben natürlich im Amt. Oder erscheint Ihnen das etwa unglaubwürdig?

Immer grotesker werden die detailreichen Schilderungen von CDU-Größen über verschlossene Umschläge und deren geheimnisvollen Weg in die Kassen der Partei. Wenn nun das Wort des Noch-Parteivorsitzenden Wolfgang Schäuble gegen das der Ex-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister steht, geht es längst nicht mehr um die „Glaubwürdigkeit“ von Politikern – die ist sowieso und längst dahin. Und auch die inhaltliche Bedeutsamkeit der eidesstattlichen Erklärungsschlacht mag sich nicht recht erschließen: Kann uns mal jemand erklären, was es für einen Unterschied macht, ob nun Schäuble direkt Geld von Schreiber zugesteckt bekommen hat oder es erst von Baumeister erhielt und ihr dann wieder zurückgegeben hat? Egal, wie viele Mitwisser es gab: Verantwortlich bleibt Schäuble doch in jedem Fall, da kann er noch so beeiden und schweigen, abstreiten und erklären.

Voller Kaffeeflecken ist die CDU-Häkeldecke, und niemand will’s gewesen sein. Mein Fleck ist viel kleiner als der von den anderen, wird gejammert, wenn gar nichts mehr nutzt. Vertuschungsversuche? Ausgeschlossen. Ich habe diese Tasse nicht auf den Fleck gestellt, sie war plötzlich da. Und von Silberlöffeln weiß ich sowieso nichts.

Inzwischen werden immer mehr Tassen verrückt, und immer mehr Kaffeeflecken erscheinen. Die Aufklärung der CDU-Finanzaffäre war niemals so „rückhaltlos“, wie sie uns versprochen wurde. Aber auch nie so armselig rückgratlos wie jetzt.

Stefan Kuzmany

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