Immo-Firma Akelius plant Verkäufe: Teure Rosinen zu verkaufen

Akelius plant nach eigenen Angaben den Verkauf von Immobilien in Deutschland, Schweden und Dänemark. Wie viele Häuser betroffen sind, ist noch unklar.

Mieter*innen halten bei einer Demo Plakate hoch. Auf einem steht: "Akelius macht schonungslos wohnungslos"

Akelius-Mieter*innen bei Mietenprotesten vergangenen März Foto: Imago/ipon

BERLIN taz | Nun auch offiziell: Die Immobilienfirma Akelius, die für eine besonders aggressive Aufwertungsstrategie berüchtigt ist, erwägt den Verkauf von Bestandteilen ihress Portfolios in Deutschland, Schweden und Dänemark. Betroffen dürften zumindest Teile der Bestände in Berlin (14.000 Wohnungen) und Hamburg (3.600 Wohnungen) sein, wo Akelius seit 2006 investiert. Laut einer Mitteilung des Konzerns vom Mittwoch hat der Vorstand den Verkauf von älteren Beständen diskutiert. Allerdings gebe es noch keine Verhandlungen mit möglichen Käufern. Ebenso sei über die Ver­äußerungen noch nicht final entschieden.

Das Geschäftsmodell von Akelius ist laut eigenem Jahresbericht: „Cherry picking“ (sinngemäß Rosinen rauspicken) in der Innenstadt, gefolgt von Aufwertung des Wohnstandards, Steigerungen der Einnahmen und Werte sowie schließlich dem Abverkauf „im richtigen Moment“ oder eine langfristige Eigentümerschaft. In der Kritik steht der Konzern wegen mutmaßlich illegaler Steuersparmodelle und Verflechtungen bis in die Bahamas. Für viele aufgewertete Häuser könnte nun aus Sicht von Akelius offenbar der richtige Zeitpunkt zum Verkauf gekommen sein.

Mie­te­r*in­nen hatten sich bereits Ende des Jahres über Umstrukturierungen und die Gründung neuer Unterfirmen für ihre Häuser gewundert. Betroffen waren in Berlin rund 100 Adressen, in Hamburg weitere 50. Bei vorsichtiger Schätzung von 15 Wohneinheiten pro Mehrfamilienhaus würde man auf 3.000 Wohnungen kommen.

Beobachter hatten vermutet, dass die Umstrukturierungen Teil eines Steuervermeidungsmodells sein könnten etwa um Wertsteigerungen verbuchen zu können und mit alten Verlusten und Abschreibungen zu verrechnen und so nur auf einen Teil der Wertsteigerungen Steuern zahlen zu müssen (taz berichtete).

Deal im Wert von 5 Milliarden Euro?

Ob diese Immobilien jedoch nun diejenigen sind, über deren Verkauf Akelius nachdenkt, ist derzeit noch unklar. Ebenfalls, wie viele Häuser Akelius konkret verkaufen will. Auf taz-Nachfrage wollte sich der Konzern nicht weiter äußern. Laut einem amerikanischen Branchenportal soll Akelius sogar planen, Bestände im Wert von über 5 Milliarden Euro zu verkaufen. Dabei soll demnach die Immobilien-Dienstleistungsgesellschaft CBRS behilflich sein. Weltweit besitzt Akelius nach eigenen Angaben Immobilien im Wert von 12 Milliarden Euro.

Mie­te­r*in­nen haben sich vor allem in Berlin gegen die Immobilienfirma organisiert und kritisieren ausdauernd dessen komplexes Firmengeflecht bis auf die Bahamas, das aus ihrer Sicht als Steuersparmodell fungiert. Ebenso hatte die Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe (SPD) Akelius bei der Steuerfahndung angezeigt, weil bei mehreren Immo-Deals in Berlin illegale Share Deals zum Einsatz gekommen sein sollen.

Von der Gruppe von Akelius-Mieter*innen in Berlin hieß es zum offenbar bevorstehenden Deal auf Twitter: „Wir sind vorbereitet und gut organisiert! Wir werden ausschließlich die Übernahme unserer Häuser in gemeinwohlorientierte Strukturen akzeptieren.“

Update, 24.06.2021: Der Artikel wurde um das Statement der Berliner Mieter*innen-Vernetzung ergänzt.

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