schaubühne: Im Westen was Neues!
Gestern der Rauswurf des Intendanten Zimmermann an der Deutschen Oper Berlin. Heute das Aus des ehrwürdigen Cineastenkinos „Astor“. Und morgen die Schließung der Schaubühne? Klar, die jungen Wilden Thomas Ostermeier und Sasha Waltz halten ihre Etats nicht ein. Sie überziehen. Die Besucher hauen ab. Und wer versteht schon „NoBody“? Es liegt für viele ein Schatten über der Kultur im Westteil Berlins. Bis das Licht ausgeht, ist es wohl auch nicht mehr weit.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es ist dem Theaterausschuss und Kultursenator Flierl anzurechnen, dass angesichts der Defizite an der Schaubühne von über einer Million Euro nicht gleich über Rauswurf oder Schließung parliert wurde. Denn die Misere liegt – wie bei den anderen städtischen Bühnen – nicht allein an den Strukturen, sondern auch dort an massiven Kosten für das Haus, die Technik, die Künstler und die Inszenierungen. Und vergleicht man die sowieso geringen Zuwendungen mit denen an andere Theater, nimmt es nicht wunder, wenn es an der Schaubühne hinten und vorn nicht reicht – und darum kracht.
Zugleich hat es der Westen seit dem kulturpolitischen Ruf „Alles in die Mitte!“ und dort mit einer Programmstruktur für ein weich gespültes Publikum einerseits – lässt man die Volksbühne mal außen vor – und ein unmobiles andererseits doppelt schwer. Man geht jetzt nach Mitte, und die östlichen experimentierfreudigen Theaterfreaks schaffen den Sprung über die Mauer noch immer nicht.
Obwohl Flierl das weiß, hat er Zimmermanns avantgardistische Ansätze an der Deutschen Oper über die Klinge springen lassen. Nach nur einem Jahr! Keine Chance, hat jeder gesagt. Möglich, dass der Senator daraus gelernt hat, dass ein anderes Theater mehr Zeit und Geld braucht. Und die Chance, ein Publikum zu gewinnen, dazu.
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