die möglichkeit einer insel: Im Meta-Duft des Plattenbaus
Am Anfang war das Modell. Und dann kam die Kunst rund um das Modell in die betonrohen Räume eines späten DDR-Plattenbaus und wurde zum „Metamodell“. Das ist der Titel der Ausstellung im Projektraum „Die Möglichkeit einer Insel“, anhand derer die drei Künstlerkurator:innen Stephanie Kloss, Andreas Koch und Peter K. Koch mit der formalen Experimentierfreude Michel Houellebecqs in seinem gleichnamigen (Insel-)Roman auf nur wenigen Quadratmetern die Grenzen des darstellbaren Raums abwandern.
Dabei ist schon das Modell am Anfang nicht leicht einzugrenzen: Zu groß, um architektonisches Modell zu sein, zu klein, um Architektur zu sein, grätscht die Installation von Peter K. Koch quer durch den verwinkelten Ausstellungsraum. Sie stellt das Display für die Arbeiten von 14 weiteren Künstler:innen. Davor und dahinter – wobei Peter K. Koch hier offen lässt, was in seiner Installation überhaupt die Front ist – stößt man dann auf meist sehr formale und gleichsam humorvolle Auseinandersetzungen mit dem Dreidimensionalen.
Thomas Scheibitz etwa hat schlicht das eigene Ego in ein umgehbares Holzmodell aus seinen Initialen übersetzt. Heike Gallmeier überlagert Material und Abbildung derart, dass die Wirkung eines Bühnenraums entsteht, bei dem Tatsächliches und Effekt nur schwer zu unterscheiden sind.
Andrea Grützner macht es umgekehrt und verflacht die charmant tiefen Einblicke in ein Tanzlokal aus der sächsischen Provinz auf ihren Fotografien zu zweidimensionalen Mustern.
Und Wilhelm Klotzek bleibt realistisch: Er baut das Fragment einer typischen DDR-Imbissbude im Verhältnis eins zu eins nach. Da mag man sich dann gerne dranstellen und eine Currywurst essen wie bei „Konnopke’s Imbiß“ an der Eberswalder Straße und ein bisschen vom Duft dieses Plattenbaus einatmen, der hier an der Inselstraße als einer der letzten in Ostberlin gebaut wurde. Man darf ihn mit seinen schon postmodernen Winkeln und Erkern übrigens auch Barockplatte nennen.
Sophie Jung
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