Im Koma liegender Kremlkritiker Nawalny: In Berliner Charité eingeliefert
Alexej Nawalnys Zustand soll während des Transports und bei der Ankunft in Tegel stabil gewesen sein. Die Klinik wird sich erst nach Untersuchungen äußern.
![Sanitäter bringen die Spezialtrage, mit der Nawalny in die Charite eingeliefert wurde, zurück in den Krankenwagen Sanitäter bringen die Spezialtrage, mit der Nawalny in die Charite eingeliefert wurde, zurück in den Krankenwagen](https://taz.de/picture/4334605/14/134930179-1.jpeg)
Ein von der Organisation „Cinema for Peace“ organisiertes Rettungsflugzeug mit deutschen Ärzten hatte den 44-Jährigen von einer Klinik im sibirischen Omsk nach Deutschland geflogen. Der Zustand von Nawalny während des Fluges und nach der Landung sei stabil gewesen, sagte der Filmproduzent und Gründer der Organisation, Jaka Bizilj, zu „Bild“. Die Charité erklärte, nach Abschluss der Untersuchungen und nach Rücksprache mit der Familie würden sich die behandelnden Ärzte zu der Erkrankung und weiteren Behandlungsschritten äußern. Die Untersuchungen würden aber einige Zeit in Anspruch nehmen.
Nawalny war am Donnerstag auf einem Inlandsflug in Russland zusammengebrochen und lag seither in der Klinik in Omsk im Koma. Seine Unterstützer gehen davon aus, dass auf den prominenten Kreml-Kritiker ein Anschlag mit vergiftetem Tee verübt wurde. Die russischen Ärzte erklärten indes, Nawalny leide an einer Stoffwechselerkrankung, und bezeichneten ihn zunächst als nicht transportfähig. Nawalny gehört zu den prominentesten Kritikern von Präsident Wladimir Putin. In den vergangenen Jahren prangerte er beständig Korruption an und war als Organisator von Protesten gegen die Regierung wiederholt in Haft.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich bestürzt von den Vorkommnissen gezeigt und Aufklärung gefordert. Nawalnys Zustand sei besorgniserregend. Es müsse geklärt werden, wie es dazu gekommen sei. „Darauf werden wir bestehen“, hatte Merkel am Donnerstag gesagt.
Die russische Regierung hat in der Vergangenheit wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, sie lasse unliebsame Personen mit Gift aus dem Weg schaffen. Diesen Verdacht hatte es unter anderem nach dem Tod des russischen Ex-Spions und Regierungskritikers Alexander Litwinenko gegeben, der 2006 in London an einer Vergiftung durch Polonium in seinem Tee starb. Auch der Angriff mit Nervengift auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal 2018 im britischen Salisbury gehört dazu.
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