Illegale Ferienwohnungen in Spanien: Madrid setzt AirBnB unter Druck
Die Regierung wirft der Plattform vor, massenhaft illegale Vermietungen zuzulassen. Nun lässt sie Einträge löschen.

Vor allem in den großen Städten wie Madrid, Barcelona, Sevilla, Málaga oder Valencia und auf den Balearen und Kanaren war es immer wieder zu Protesten gegen den Massentourismus und dessen negative Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt gekommen. Immer weniger Wohnungen stehen auf dem normalen Mietmarkt zur Verfügung. Und die, die es gibt, sind sündhaft teuer. Das Geschäft mit den Touristen ist lukrativer.
Es geht dem linksalternativen Politiker Bustinduy nicht nur um den angespannten Wohnungsmarkt, sondern auch um Verbraucherrechte als solche. So verlangt er die Löschung der Ferienappartements, aus deren Online-Anzeigen nicht hervorgeht, wer der Eigentümer ist – ob es sich um einen professionellen Vermieter handelt oder eine Privatperson. Andere Unterkünfte sollen eine falsche Lizenz- oder Registrierungsnummer habe oder überhaupt keine. Das macht sie zu illegalen Ferienwohnungen.
So manches Angebot kommt auf AirBnB als Privatvermietung daher, ist es aber nicht. So etwa in Madrid, wo sich nach Recherchen der Zeitung El Confidencial ein Pärchen mit dem Namen Fran und Marta als Familie mit Baby vorstellt. Sie tauchen gleich bei 336 Ferienwohnungen als Vermieter auf. Nur 25 Wohnungen davon haben eine vom Rathaus vergebene Lizenznummer.
Instrument zur Entmietung
Nachbarschaftsvereine begrüßen die Maßnahme und fordern die Gemeindeverwaltungen einmal mehr auf, tätig zu werden. So etwa in Madrid, wo nur 1.131 der über 20.000 Ferienunterkünfte eine Lizenz besitzen. In der Altstadt wurden ganze Straßenzüge nach und nach entmietet und zu Ferienwohnungen umgewandelt.
„Ich bin schon immer dafür eingetreten, dass wir gegen diese illegalen Angebote über die Plattformen, auf denen sie angeboten werden, vorgehen müssen“, erklärte Madrids Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. Unternommen hat der konservative Politiker die ganzen Jahre über allerdings nichts.
In Madrid gibt es für alle Geschäfte, Unterkünfte und Gaststätten gerade einmal 18 kommunale Wirtschaftsprüfer. 2024 wurde bloße 92 Ferienappartements wegen fehlender Lizenz mit einem Bußgeld belegt. Jetzt müssen 5.800 Wohnungen in Madrid, die schon länger vom Verbraucherschutzministerium als illegal eingestuft wurden, sofort geschlossen werden, denn AirBnB hat eine erste Klage verloren. Die Vereinigung der Madrider Nachbarschaftsvereine (FRAVM) fordert endlich Taten statt Worte: „Die Stadtverwaltung muss mit diesem Urteil in der Hand dort hingehen und die Vermieter bestrafen“, erklärt ein Sprecher.
Verhunzte Sharing-Idee
„Es ist offensichtlich, dass es große Onlineplattformen gibt, die mit der sehr romantischen Idee gegründet wurden, Eigentum unter Menschen aus aller Welt zu teilen, und die letztendlich nur die Innenstädte verwüsten haben, weil sie durch immer mehr Ferienwohnungen ausgeplündert werden“, erklärte der Bürgermeister von Barcelona Jaume Collboni am Montag in einem Interview im spanischen öffentlichen Rundfunk RNE.
Anders als sein Amtskollege in Madrid wurde der Sozialist Collboni bereits im vergangenen Jahr aktiv. Das Rathaus von Barcelona erließ ein Dekret, das die Vermietung von Ferienwohnungen in der zweitgrößten Stadt Spaniens bis Ende 2028 verbieten soll. Die Maßnahme soll der Preisexplosion auf dem Wohnungsmarkt und bei den Mieten entgegenwirken sowie die Wohnungsnot in der katalanischen Hauptstadt bekämpfen. „Unser Ziel ist es, diese Wohnungen wieder auf den Wohnungsmarkt zu bringen, was mehr als 25.000 Bürgern direkt zugutekommt. Angesichts der Wohnungskrise ist das eine Frage des Prinzips und der Verantwortung“, begründet der Bürgermeister die Maßnahme.
In Barcelona stiegen die Mieten in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 68 Prozent und die Kaufpreise um 38 Prozent. In Madrid stieg der Kaufpreis im gleichen Zeitraum mit 82 Prozent mehr als doppelt so stark. Die größte Teuerungsrate weisen Palma de Mallorca mit 123 und die Mittelmeerstadt Málaga mit 107 Prozent auf. Zum Vergleich: In der nordspanischen Provinzhauptstadt Zamora, die kaum internationalen Tourismus anzieht, waren es gerade einmal 17 Prozent.
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