: Ich war ein Computer
■ Norwegen ist erstes europäisches Land mit Recyclingpflicht für Elektrogeräte
Oslo (taz) – In Norwegen gilt seit diesem Monat eine Rücknahme- und Recyclingverpflichtung für alle elektrischen und elektronischen Waren. Damit ist das Land europäischer Vorreiter. VerbraucherInnen können ihre ausrangierten Fernseher, Handys, Kühlschränke, Haartrockner und Computer bei allen Händlern abliefern, die derartige Waren verkaufen. Diese sind nicht nur zur Rücknahme verpflichtet, gleich ob die konkrete Ware bei ihnen gekauft wurde oder nicht, sondern haben auch für ein ordnungsgemäßes Recycling zu sorgen. Dafür wurden mittlerweile drei für unterschiedliche Produkte – Haushaltsgeräte, Elektronik, elektrische Kleingeräte – zuständige Recyclingunternehmen gegründet. Die kommunalen Müllabfuhrbetriebe sind ebenfalls zum Recycling verpflichtet, falls Elektro- oder Elektronikprodukte von ihnen eingesammelt oder bei ihnen abgeliefert werden, was auch in Zukunft möglich bleibt.
Über das neue System sollen von den vier Millionen NorwegerInnen jährlich rund zwölf Millionen Geräte eingesammelt werden. Bei den etwa 150.000 Tonnen Elektroschrott, die dabei jedes Jahr zusammenkommen, handelt es sich um mindestens 2.000 Tonnen umweltgefährlicher Stoffe wie PCB, Blei, Quecksilber und Cadmium, die dann nicht mehr wie bislang noch zum größten Teil auf Müllkippen landen, sondern als Sondermüll entsorgt werden.
Finanziert wird das ganze System durch Abgaben, die auf die Verkaufspreise aufgeschlagen werden. Maßstab sind dabei nicht die tatsächlichen Recyclingkosten, die potentielle Umweltbelastung der Produkte oder der Preis der Ware selbst, sondern das Kilogewicht – eine auch von den GesetzesinitiatorInnen als nicht unbedingt ideal eingeschätzte Lösung. Andere Modelle hatten sich aber als zu kompliziert erwiesen. Dies führt nun aber dazu, daß laut Händlerschätzungen schwergewichtige Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, die relativ geringe Recyclingkosten verursachen, bis zu 20 Prozent teurer werden könnten. Für einen Durchschnittsfernseher wird die Recyclingabgabe rund 60 Mark betragen, für ein Handy dagegen nur sieben Mark.
In Deutschland will der Bundestag im April über eine Elektronikschrottverordnung beraten. Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen