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ISRAELS PREMIER EHUD BARAK REICHT SEINEN RÜCKTRITT EINDas Volk bin ich

Ehud Baraks Überlebensstrategie nimmt immer absurdere Formen an. Vor zwei Wochen noch lehnte Israels Premierminister den Rat seiner Vertrauten ab, seinen Rücktritt einzureichen, weil es feige aussehen könne, seinen derzeit stärksten Gegner auszuschalten. Nun meint Barak plötzlich, Benjamin Netanjahu per Rücktritt zu neutralisieren sei ihm „nicht einmal in den Sinn gekommen“. Genauso wenig überzeugend ist es, dass er noch vor zehn Tagen die Aussicht auf Wahlkampf überhaupt nicht abschreckend fand – nun aber drastische Maßnahmen für angebracht hält, um seinem Volk diese Last zu ersparen. Vor eineinhalb Jahren erzielte Barak einen glänzenden Wahlsieg über Netanjahu – auch wegen seines Rufs als aufrechter Mensch. Davon ist nicht mehr viel übrig.

Baraks Rücktritt hat einen einzigen Grund: Er will seine politische Karriere retten. In der Konkurrenz gegen Netanjahu sind laut allen Umfragen seine Aussichten derzeit schlecht. Nur gegen Scharon mag er noch Chancen haben. Sein jüngster Schachzug passt ins Bild seiner bisherigen politischen Halbherzigkeiten, vor allem mit Blick auf die Koalition mit der orthodox-orientalischen Schas-Partei. Diese ließ sich ihre Duldung der Regierung mit politischen Zugeständnissen und viel Geld aus dem Etat für ihre Projekte bezahlen – Barak ging auf den Handel ein, statt mit dem Likud eine Notstandsregierung zu bilden.

Auch um diesen Fehler zu korrigieren, will Barak nun das Volk zum Urnengang rufen. Denn indem er Netanjahu ausgrenzt, tut er nicht zuletzt Oppositionsführer Ariel Scharon einen großen Gefallen, der bei parteiinternen Vorwahlen zweifellos an dem ehemaligen Premier scheitern würde. Sollte Scharon nun das Rennen machen, hat er umgekehrt jedoch kaum Grund, auf Barak als Partner zurückzugreifen. Mit der Schas-Partei, die traditionell lieber mit dem Likud als mit der Arbeitspartei koaliert, hätte die Rechte in der Knesset eine stabile Mehrheit. Für den Frieden wäre eine Regierung unter Scharon zweifellos nicht die günstigste Option. Doch das Land hätte wieder eine Führung, die regierungsfähig ist. SUSANNE KNAUL

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