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IPCC-Bericht im DetailDie elf Gebote

Der Weltklimarat legt seinen zweiten Bericht vor: Alle sind betroffen, die Verluste schon groß, Hilfe ist noch möglich, aber Zeit wird knapp.

Extreme Dürre: Boote an einen Steg an Portugals zweitgrößtem Fluss Zêzere Foto: Sergio Azenha/ap

Berlin taz | Der Weltklimarat IPCC hat am Montag den Bericht der Arbeitsgruppe II zu den Auswirkungen der Klimakrise und zur Anpassung an diese Veränderungen veröffentlicht. Es ist der zweite Teil des aktuellen 6. Sachstandsberichts. Hier sind einige der zentralen Aussagen im Überblick:

- Der menschengemachte Klimawandel hat bereits weit verbreitete negative Auswirkungen auf Menschen und Natur bewirkt, die die Anpassungsfähigkeit überschreiten. Manche Veränderungen sind unumkehrbar.

Alle Weltgegenden sind betroffen. Besonders verwundbar sind Regionen in West-, Ost- und Zentralafrika, Mittel- und Südamerika und Südasien, kleine Inseln und die Arktis.

- 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leiden unter regelmäßiger schwerer Wasserknappheit, dabei ist der Klimawandel ein zusätzlicher Faktor zu anderen Treibern.

- Krankheiten und gesundheitliche Schäden nehmen zu. Hitze und Dürre und andere Extremereignisse bedrohen die Ernährungssicherheit von Milliarden Menschen und die Verwirklichung der UN-Entwicklungsziele.

- Verwundbarkeit gegenüber Klimarisiken hängt davon ab, wie arm oder schlecht regiert Regionen sind. Besonders betroffen sind Arme, Frauen, Alte, Kinder, Indigene und andere Marginalisierte.

- Städte sind einerseits besonders bedroht, können aber auch klimaresistent umgestaltet werden. Es gibt Fortschritt bei der Klima-Anpassung, aber er ist zu langsam. Je länger damit gezögert wird, desto größer die Schäden.

- Die Überschreitung von 1,5 Grad Erwärmung auch nur für kurze Zeit würde schwerwiegende negative Folgen auf Natur und Menschen haben.

- Die Risiken für Extremereignisse (Hitzewellen an Land und im Meer, Waldbrände, Überflutungen etc.) haben sich seit dem letzten Bericht vor sieben Jahren erhöht.

- Klima-resiliente Entwicklung ist möglich, wenn Regierungen, Unternehmen und Privatleute die richtigen Entscheidungen treffen. Nötig sind Geld, historische Gerechtigkeit und internationale Kooperation.

- Die Sicherung der Artenvielfalt weltweit ist Vorbedingung für klima-sichere Entwicklung. Dafür braucht es den Schutz von 30 bis 50 Prozent der Ökosysteme an Land und im Meer.

- Die Jahre bis 2030 werden entscheidend für die weitere Entwicklung sein, ob die Pfade zur klima-sicheren Entwicklung eingeschlagen werden. Wenn die Erwärmung 1,5 Grad überschreitet, wird dieses Ziel kaum zu erreichen sein.

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4 Kommentare

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  • Moin,

    gerne mehr und mit mehr Details! Trotz unserer begrenzten Aufmerksamkeit darf das Thema auch bei anderen drängenden Problemen nicht untergehen.



    Die Überschrift irritiert mich allerdings etwas. Was genau soll die religiöse Anspielung? Zum einen sind die Stichpunkte nicht alle normativer Natur, zum anderen liefert das denjenigen - wenn auch noch so fadenscheinige - Argumente, die von "Klimareligion" quatschen.

    Liebe Grüße



    Fratercula

  • "Verwundbarkeit gegenüber Klimarisiken hängt davon ab, wie arm oder schlecht regiert Regionen sind. Besonders betroffen sind Arme, Frauen, Alte, Kinder, Indigene und andere Marginalisierte." na dann, dann ist doch alles halb so schlimm, noch mal Glück gehabt! und weiter gehts!

  • Gern sähe ich ein zwölftes Gebot. Über allen anderen Geboten platziert, so dringlich auch diese sind.



    Bekämpft den Welthunger! Er ist schon lange fast eine Konstante und die Korrelation zum Klimawandel sehe ich praktisch nicht!



    Fast neunhundert Millionen Menschen haben zu wenig zu (pardon) fressen. Es ist fast zynisch, das damit wegzureden, dass es in Zukunft ja noch schlimmer würde, wenn das Klimaziel verfehlt wird.



    Heute sind es, man lese den Artikel zum Welthunger der Wikipedia, politische, soziale und ökonomische Faktoren, die Hunger verursachen! Alle sind zu beeinflussen, ja auszuschalten, es fehlt ja nicht an Beispielen, dass es geht.



    Das grosse Problem, das würde mit steigendem Energieverbrauch einhergehen. Friede, Bildung, Kommunikationsmittel, Gesundheit, Gerechtigkeit verursachen Treibhausgase. Noch auf lange, lange Zeit wird das nicht anders sein.



    Sollen denn wirklich nur wir Deutsche das Recht haben, kurz vor Erreichen aller möglichen KippPunkte den Einsatz fossiler Energien nochmal zu erhöhen. Und das von einem schon irrwitzig hohen Niveau.



    Und zuletzt, aus der Warte der primären Adressaten des Klimaberichts, seiner völligen Ignoranz gegenüber dem aktuellen Welthunger, sehe ich darin vor allem einen Versuch, das Geschäftsmodell Klimaschutz zu fördern. Koste es in der Tat, was es wolle. Und eines ist gewiss: Die Akteure zu kritisieren hat so gar nichts mit "Klimaleugnung" zu tun. Ganz im Gegenteil, die Behauptung, nach Jahrhunderten der ziellosen, zügellosen, unkontrollierten Klimabeeinflussung, gäbe es nun ein Instrumentarium, diese künftig mit höchster Präzision zu steuern, wenn wir es denn nur wollen, verdient ein kritisches Hinterfragen. Noch steht jeder Nachweis aus, dass dies wie gewünscht funktionieren kann. Dass der Versuch nicht wiederholt werden kann, macht es um so dringlicher, in kritisch zu begleiten.

    • @naichweissnicht:

      Diese Forderung muss sich ja nicht ausgeschlossen fühlen.



      Der Hunger und die Wassrknappheit werden schlimmer, umso wichtiger etwas gegen die anderen Ursachen zu tun. Und zwar auf angepasste Weise, damit das Problem durch die Lösung nicht verschärft wird.