IOC instrumentalisiert Minderjährige: Olympische Kinderspiele

Das IOC will nach dem Eiskunstlauf-Skandal Minderjährige schützen. Dabei treiben die Hüter der Spiele die Infantilisierung ihrer Wettbewerbe voran.

Kamila Walijewa mit dem Rücken zur Kamera hält die Hände vors Gesicht

Unter dem Druck zerbrochen: die 15-jährige Kamila Walijewa nach ihrer verpatzten Kür Foto: Peter Kneffel/dpa

Die Jugend der Welt solle nach Peking kommen. Das hat IOC-Chef Thomas Bach 2018 auf der Abschlussfeier der Spiele von Pyeongchang in Südkorea gesagt. Gekommen sind aber die Kinder von damals, die jetzt 15-jährige russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa etwa, deren positive Dopingprobe die Schlagzeilen dieser Spiele in Peking dominierte und die daran zum Entsetzen des großen Olympiapublikums zerbrach.

Damit will Thomas Bach nun nichts zu tun haben. Bilder seelisch gebrochener Heranwachsender passen mit dem Sendungsbewusstsein der Hüter dieser Spiele nicht zusammen. So bekannte der IOC-Chef am Freitag, er stelle sich grundsätzlich die Frage, wie man mit minderjährigen Athleten zukünftig umgehen werde. Man werde die Diskussionen darüber mit den Weltverbänden in Gang bringen.

Dabei ist es nicht lange her, da fand Bach die Infantilisierung der Sommerspiele in Tokio 2021 noch großartig. Die 13-jährige Japanerin Momiji Nishiya setzte sich damals im neu eingeführten Skateboardwettbewerb unter etlichen Dreikäsehochs durch und gewann Gold. Bach schwärmte: „Wir haben schon bei den Jugendspielen gesehen, dass die jungen Leute es genießen, Teil von etwas Größerem zu sein.“ Die 13-jährige Nishiya hätte allerdings an den Jugendspielen gar nicht teilnehmen dürfen, weil das IOC für dieses olympische Format die Regelung eines Mindestalters von 14 Jahren für notwendig hielt.

Auf der Website des IOC begeisterte man sich vergangenen Sommer für die 12-jährige Tischtennisspielerin Hend Zaza aus Syrien. Zum einen bereicherte sie als jüngste Teilnehmerin der Spiele in Tokio die olympische Erzählung der Superlative, zum anderen den olympischen Hang zum Kitsch. Das Bürgerkriegskind, das vor der Kamera von den vielen Hindernissen in der Vorbereitung in ihrem zerstörten Heimatland berichtete und wie sie diese für ihren größten Traum, eine Olympiateilnahme, allein durch unbändige Willenskraft zur Seite räumte.

Grundsätzlich hat das Internationale Olympische Komitee nämlich nichts gegen die Instrumentalisierung und die Zurschaustellung von Kindern. Nur heulen sollten sie halt nicht. So schwinden die olympischen Chancen für 15-jährige Eiskunstläuferinnen. Die 13-jährigen Skateboardfahrerinnen müssen sich eher keine Sorgen machen.

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