IOC beschließt Disziplinen für 2020: Ringen bleibt olympisch
Die IOC-Vollversammlung hat die Entscheidung ihrer Exekutive kassiert: Ringen ist nach wie vor Teil der Sommerspiele. Squash, Baseball sowie Softball nicht.
BUENOS AIRES dpa | Ringen hat den olympischen Überlebenskampf gewonnen. Sieben Monate nach der drohenden Streichung des Olympia-Status erhielt die Traditionssportart am Sonntag bei der 125. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees in Buenos Aires den letzten freien Platz im Programm der Spiele 2020 und 2024.
Mit 49 von 95 abgegebenen Stimmen setzte sich Ringen klar vor den Mitbewerbern Baseball/Softball (24) und Squash (22) durch. Damit korrigierte die IOC-Session das Urteil der eigenen Exekutive, die sich im Februar für die Streichung des jahrtausendealten Sport aus dem Programm ausgesprochen hatte.
„Es war solch ein Fehler, er muss einfach korrigiert werden“, hatte IOC-Präsidentschaftskandidat Denis Oswald aus der Schweiz schon vor der Abstimmung stellvertretend für viele gesagt. Die Entscheidung der Exekutive hatte damals weltweit Unverständnis und Empörung hervorgerufen. Zu den entschiedensten Fürsprechern der Ringer zählte unter anderen Kremlchef Wladimir Putin.
Mehr Medaillen für Frauen
Mit umfassenden Regeländerungen hatte die Sportart in den vergangenen Monaten unter dem neuen Verbandspräsidenten Nenad Lalovic ihren Reformprozess vorangetrieben. In Zukunft wird in zwei Runden à drei Minuten gekämpft und mehr Aktivität belohnt – die Kämpfe sollen nach Punkten und nicht wie bisher nach Runden entschieden werden. Es gibt zwei Gewichtsklassen mehr für Frauen – auf Kosten der Männer.
„Wir haben Fehler gemacht und wir haben zugehört und wir haben gelernt. Wir haben unsere Statuten demokratisiert mit mehr Frauen und Athleten im Vorstand“, sagte der neue Verbandschef Lalovic. Die Fila soll künftig auch für Frauen geöffnet werden, eine Vizepräsidentin soll her. „Der Verband hat die Gründe für die Streich-Empfehlung verstanden und gut reagiert“, lobte IOC-Präsident Jacques Rogge, dessen große Reformpolitik gescheitert ist.
Denn mit der Entscheidung pro Ringen bleibt beim Olympia-Programm alles beim alten. Rogges groß angekündigte Reform beschränkt sich auf die Aufnahme von Golf und Rugby bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro.
185 Länder reichen nicht
Trotz flammender Appelle bei den abschließenden Präsentationen fanden die Bewerbungen von Baseball/Softball und Squash bei den Olympiern kein Gehör. „Wir sind der einzige neue Sport, der in der engeren Auswahl steht. Wir wollen das olympische Programm erfrischen“, hatte der indische Weltverbandspräsident Narayana Ramachandran, erklärt und darauf hingewiesen, dass Squash in 185 Ländern gespielt werde.
Auch für die gemeinsame Bewerbung von Baseball und Softball, die 2005 bei Olympia ausgemustert worden waren und 2008 in Peking letztmals auf dem Programm standen, fand sich keine Mehrheit. Der Internationale Baseball- und Internationale Softball-Verband hatten sich im Vorjahr zusammengeschlossen, um die Chancen für ein Olympia-Comeback zu verbessern.
Knapp zwei Stunden vor der Abstimmung hatte es noch eine kontroverse Debatte unter den Olympiern gegeben. IOC-Spitzenfunktionär Richard Pound kritisierte die Sinnhaftigkeit von Rogges vermeintlicher Programm-Reform, die seiner Meinung nach keine ist. „Jetzt sind wir wieder da, wo wir vor sieben Monaten begonnen haben. Squash und Baseball/Softball wurden durch unnötige Härtetests geschickt.“ Pound bat deshalb um einen Aufschub der Abstimmung bis zur kommenden Vollversammlung in Sotschi.
Bei der Session 2007 in Guatemala-Stadt hatten die IOC-Mitglieder einstimmig den Modus beschlossen, der Exekutive den Vorschlag zu überlassen, neue Sportarten aufzunehmen und alte aus dem Programm zu lösen. Rogge erinnerte seine Kollegen an Guatemala und verteidigte seine Strategie. „Wir sollten jetzt abstimmen und unsere eigene Entscheidung von damals respektieren.“ IOC-Marketing-Chef Gerhard Heiberg sah es ähnlich: „Alle Sportarten haben viel Zeit und Geld investiert. Sie erwarten von uns eine Entscheidung“, sagte der Norweger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!