piwik no script img

Hungerstreik am Brandenburger TorDer Notarzt ist da

Sie essen und trinken nichts mehr. Jetzt mussten Notärzte am Brandenburger Tor die ersten kollabierten Flüchtlinge behandeln.

Das war am Montag: Dann folgten Regen und Schwächeanfälle Bild: dpa

BERLIN taz | Seit Mittwoch essen sie nichts mehr, seit Montag verzichten sie nun auch auf Wasser. Um gegen ihre Situation und für die Annahme ihrer Asylanträge zu demonstrieren, befinden sich 28 Flüchtlinge am Brandenburger Tor inzwischen in einem trockenen Hungerstreik. Am Dienstag mussten nun Notärzte weitere kollabierte Flüchtlinge versorgen.

Bereits am Montag, kurz nach der Ankündigung der Flüchtlinge, ihren Hungerstreik auszuweiten, war einer der beteiligten Asylbewerber kollabiert und in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Am Dienstag mussten dann mindestens vier weitere Flüchtlinge von Notärzten im anhaltenden Regen behandelt werden, eine Person wurde in eine Klinik eingeliefert.

Die Asylbewerber, die aus verschiedenen Herkunftsländern stammen, halten sich seit einer knappen Woche direkt vor dem Brandenburger Tor auf, um auf ihre Notlage und die Situation von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam zu machen. Weil sie dort keine Zelte aufstellen dürfen, harren sie lediglich mit Isomatten und Schirmen im regnerischen Herbstwetter aus.

Sie beklagen, dass sich seither weder die Bundesregierung noch andere Bundespolitiker gezeigt hätten. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums hatte am Montag der taz gesagt, sein Haus sehe keine Veranlassung, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Besuch erhielten die Flüchtlinge allerdings am Dienstagmittag von Linksparteichef Bernd Riexinger.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • K
    Kuli

    Wer so unverantwortlich mit seinem Leben spielt, hat das selbst zu verantworten.

    Tut mir Leid, meine Anteilnahme hält sich in Grenzen.

  • Genau wie die Flüchtlinge am Oranienplatz durch deren Protestcamp - als „politisches Mahnmal“- weisen auch die Flüchtlinge durch deren Hungerstreik am Brandenburger Tor uns zurecht darauf hin, dass das Asyl- und Flüchtlingssystem in Deutschland (insb. durch Gesetze wie Asylverfahrensgesetz, Ausländergesetz, Aufenthaltsgesetz) unvereinbar ist mit mehreren Grundrechten unserer Verfassung (dem Grundgesetz) und einigen Gesetzen der EU (Charta der Grundrechte der Europäischen Union, Genfer Flüchtlingskonvention, Dublin II), wo Asyl- und Flüchtlingsrecht verankert ist. Sie appellieren dabei an unsere Geschichte, als unsere Brüder und Schwestern - damals noch als Flüchtlinge - aus der ehemaligen DDR zu uns flohen. Wir müssen einiges verbessern, schließlich sind wir die treibende Kraft der Europäischen Union. Jeder Bürger, der weiß, was die Deutsche Einheit bedeutet, würde mir zustimmen.

  • U
    Ursula

    Wichtiges fehlt im Artikel:

    Die Flüchtlinge weigern sich , ihre Identität feststellen zu lassen, etwa über die nigerianische Botschaft.

  • Der Hauptgrund ihres Protestes ist ihre Forderung nach sofortiger Genehmigung ihrer Asylanträge, steht ja auch auf ihren Plakaten. Gründe wie auf die Notlage und die Situation der Flüchtlinge in Deutschland hinzuweisen sind aus meiner Sicht nur vorgeschoben. Auch unter Flüchtlingen scheint jeder sich selbst der nächste zu sein.

    • @hans hansen:

      Selbst wenn, es ist auch legitim, "nur" auf die eigene Not hinzuweisen.

    • R
      ruhender
      @hans hansen:

      Die Notlage der Flüchtlinge hängt mit den unbearbeiteten Asylanträgen zusammen. Solange sind die Flüchtlinge in Deutschland Menschen zweiter Klasse. Und selbstverständlich profitierten alle Flüchtlinge in Deutschland davon, wenn hier ein Präzedenzfall geschaffen würde. Die Motive, welche Sie und Ihre Gesinnungsgenossen bewegen, sind da viel egoistischer und zweifelhafter. Deutschsein entbindet nicht von der moralischen Pflicht zur Hilfeleistung.

      • @ruhender:

        “Die Notlage der Flüchtlinge hängt mit den unbearbeiteten Asylanträgen zusammen.“:

         

        Entweder bist du nicht informiert, oder du verbreitest bewußt Lügen:

         

        Von illegalen Flüchtlingen, die nicht mal ihre Identität feststellen lassen wollen, kann es logischerweise auch keine Asylanträge geben. Sie können aber in Italien Asyl beantragen.

         

        “Deutschsein entbindet nicht von der moralischen Pflicht zur Hilfeleistung.“:

         

        Dafür gibt es das Asylrecht. Wer dieses umgehen will, indem er den Staat erpressen will, hat dieses Asylrecht verwirkt.

        Auch bei denjenigen, bei denen keine Asylgründe vorliegen, ist die Abschiebung vorgesehen.

        So ist die Rechtslage. Ist doch ganz einfach zu verstehen, oder?

        • R
          ruhender
          @Rosa:

          Das Asylrecht ist hier nicht die Rechtsgrundlage. Hier geht es um nothilfe.

      • @ruhender:

        welche Motive unterstellen sie mir denn. Und nochmal zu ihrem Verständniss, wie sollen Asylanträge bearbeitet werden, wenn Flüchtlinge nicht bereit sind, ihre Identität offenzulegen? Und nein, es profitiert kein weiterer Flüchtling von dieser Aktion. Die Hilfeleistung bekommen die Hungerstreikenden gerade im Moment durch die Ärzte, wie sie selber am Brandenburger Tor sehen können.

  • SL
    Statistiken Lesen

    "Die Asylbewerber, die aus verschiedenen Herkunftsländern stammen, halten sich seit einer knappen Woche direkt vor dem Brandenburger Tor auf, um auf ihre Notlage und die Situation von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam zu machen."

    tun sie nicht, ihre einzige offizielle Forderung ist die sofortige,unumwundene Anerkennung ihrer eigenen Asylanträge.

  • N
    nihi.list

    Der Staat darf sich nicht erpressen lassen.

    • R
      ruhender
      @nihi.list:

      Die Redaktion: Der Kommentar wurde gelöscht.

      • @ruhender:

        Danke für das Löschen des Kommentars, dessen Inhalt aus den bisherigen Folgekommentaren zu erahnen ist. Würde mich nciht wundern, wenn wieder mal Hitler oder Goebbels bemüht worden wären. Es spricht für eine Ausgewogenheit der taz, nicht nur extrem rechte Aussagen zu löschen, sondern auch bei den (vermeintlich?) sehr linken Lesern ein Minimum an Qualität zu erwarten.

      • G
        gerstenmeyer
        @ruhender:

        können sie diesem herrn ausser mit der nazikeule auch in der sache ein gegenargument vorbringen?? oder hat er tatsächlich recht?auch wenns weh tut

      • I
        Icke69
        @ruhender:

        @Ruhender:

        Man ist inzwischen "rechter Gesinnungsgenosse" wenn man wichtig findet, dass Gesetze befolgt werden sollen? Sie sind ja ´ne Marke!