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Hundefleischkonsum in SüdkoreaK-Dog wird zum Haustier

Bisher wurde Hundefleisch in Korea konsumiert. Mittlerweile ist der Vierbeiner ein beliebtes Haustier und bringt so die Esskultur durcheinander.

Warten auf Rettung in einer süd­koreanischen Hundefarm in Haemi, Oktober 2020 Foto: Thomas Maresca/Upi/imago images

Wer einmal in seinem Leben eine koreanische Hundefleisch-Farm besucht hat, wird den Anblick so schnell nicht wieder vergessen: In den oftmals kleinen Hinterhofbetrieben harren die Vierbeiner in winzigen Gitterkäfigen aus, nicht wenige von ihnen wurden als ehemalige Haustiere abgegeben.

Ende letzter Woche hat die südkoreanische Regierung nun eine Taskforce gegründet, um sich mit einem möglichen Verbot vom Hundefleischkonsum zu befassen. Die Arbeitsgruppe, die aus Regierungsbeamten, Experten und Bürgervertretern besteht, soll nach einer detaillierten Untersuchung eine Empfehlung über die Zukunft der Branche aussprechen.

„Da die Zahl der Familien mit Haustieren rapide gestiegen ist und das öffentliche Interesse an Tierrechten und Tierschutz in unserem Land zugenommen hat, mehren sich die Stimmen, die sagen, dass es jetzt schwierig ist, den Verzehr von Hundefleisch nur als traditionelle Esskultur zu betrachten“, sagt Südkoreas Ministerpräsident Kim Boo Kyum.

Auch Präsident Moon Jae In gilt als Freund der Vierbeiner: Zwei Monate nach seinem Amtsantritt 2017 adoptierte der Politiker einen vier Jahre alten Mischling namens Tory, der nur kurz zuvor von einer Tierschutzorganisation aus einem Zuchtbetrieb gerettet worden war.

Doch gleichzeitig beherbergt der ostasiatische Tigerstaat als einziges Land der Welt eine kommerziell organisierte Hunde­fleisch­in­dus­trie. Jährlich sollen laut Angaben von Nichtregierungsorganisationen über eine Million Tiere für den Verzehr geschlachtet werden.

Konservative Hüter der jahrhundertealten Tradition berufen sich nicht selten auf Konfuzius, der in seiner Lehre bereits zwischen Jagd-, Wach- und Zuchthunden unterschieden habe. Zudem glauben insbesondere ältere Koreaner, dass Hundefleisch – meist in einer scharfen Suppe serviert – als Potenzmittel dient und das Immunsystem gegen die feuchte Sommerhitze wappnet. Vor allem aber umwehen Hundefleischgerichte in Südkorea auch eine nostalgische Aura: Viele Senioren fühlen sich an die entbehrungsreiche Nachkriegszeit erinnert, als Hundefleisch die einzig verfügbare Quelle für Proteine darstellte.

Kein kulinarisches Gericht mehr

Mittlerweile hat sich die öffentliche Wahrnehmung jedoch deutlich gewandelt. Für die allermeisten Südkoreaner sind Hunde Haustiere und kein kulinarisches Gericht. Laut einer Umfrage der Nichtregierungsorganisation Last Chance for Animals ziehen 80 Prozent aller befragten Koreaner nicht in Erwägung, Hundefleisch zu essen. Nur 1,2 Prozent konsumieren es mindestens einmal im Monat. Dementsprechend muss man in der Hauptstadt Seoul schon ganz genau suchen, um noch ein paar vereinzelte Hundefleisch-Restaurants zu finden.

„Es ist an der Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen, zum Wohle aller“, sagt Wendy Higgins von der Organisation Humane Society International (HSI). Die NGO hat in den letzten Jahren bereits mehr als ein Dutzend Hundezuchtfarmen geschlossen und die geretteten Tiere an Besitzer vermittelt. Als Anreiz zahlt HSI den Betreibern von Zuchtbetrieben eine Geldsumme, damit diese einen wirtschaftlichen Neuanfang starten können.

Trotz allem ist das Thema eine hochsensible Angelegenheit. Denn das Stigma gegen den Konsum von Hundefleisch wird vor allem von ausländischen Tierschützern herangetragen. Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele 1988 in Seoul sorgte internationaler Protest dafür, dass Südkoreas Regierung ein vorübergehendes Verbot aussprach. Auch bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wurden mehrere Hundert Restaurants aufgefordert, die Speisekarten für das Sportereignis temporär auszutauschen.

Doch der südkoreanische Hundemästerverband möchte sich nicht vorschreiben lassen, was in Südkorea auf dem Teller kommen darf.

Generalsekretär Ju Yeon Bong schlug vor, den Verzehr von Hundefleisch noch etwa 20 Jahre zu gestatten, in der Erwartung, dass sich das Problem durch die ohnehin sinkende Nachfrage von selbst erledigt. Denn die meisten Hundezüchter seien ohnehin ältere Leute ohne Chance auf ein geregeltes Einkommen.

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4 Kommentare

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  • 2G
    26152 (Profil gelöscht)

    "Vor allem aber umwehen Hundefleischgerichte in Südkorea auch eine nostalgische Aura: Viele Senioren fühlen sich an die entbehrungsreiche Nachkriegszeit erinnert, als Hundefleisch die einzig verfügbare Quelle für Proteine darstellte."

    So sieht das aus, wenn der Hunger nagt und es nichts alternatives zu essen gibt, da werden dann auch die "eingefleischtesten" Veganer ihre Vorsätze vergessen; denn der Hunger treibt es rein!



    Wie sieht es diesbezüglich in Nordkorea aus?!

    Auch die chinesische Küche hat diesbezüglich eine Speisekarte vorzuweisen, die sich teilweise auf schlimme Hungersnöte begründet, von denen es in der chinesischen Geschichte einige gab!

    Da muss man nicht die Nase drüber rümpfen, sondern eher darauf achten, dass solche widrigen Umstände nicht auch uns erreichen, denn einige Jahre schlechtes Wetter könnte schnell zu Missernten fürhen und ruckzuck könnten auch hierzulande die Ernten ausfallen und die Speicher leer bleiben..., schneller als einem lieb sein könnte!



    Da steht dann die Frage im Raum, was die Leute wohl hierzlande speisen würden, wenn es nichts mehr zu essen gäbe.....wahrscheinlich eher die "Nachbarn" als ihre kleinen Lieblinge...



    Denn Gott weiss alles; die Nachbarn wissen mehr...!

    • @26152 (Profil gelöscht):

      Die Nachkriegs-Senioren waren Veganer? Wie kommen Sie darauf?



      Und wieso sollten Veganer ihre Vorsätze vergessen, wenn es nichts alternatives zu essen gibt? Macht Hunger vergesslich?

    • @26152 (Profil gelöscht):

      Es mag ja schon sein, dass Menschen in extremen Notsituationen (nicht nur) Hunde verspeisen. Daraus zu folgern, dass sich solche Grenzerfahrungen in die generelle Kulinarik übersetzen scheint mir aber doch eine eher steile These zu sein. So ist beispielsweise der Ruf der Steckrübe auch über 100 Jahre nach dem Winter 16/17 immer noch arg ramponiert. Und gerade im Kontext einer Nahrungsmittelknappheit macht es einfach wenig Sinn Pflanzen an Tiere zu verfüttern, die Tiere an Fleischfresser um sich dann letztlich von diesen Fleischfressern zu ernähren.

  • Für die allermeisten Deutschen sind Schweine Haustiere und ein kulinarisches Gericht.Da gibt es also keinen Widerspruch.

    Der Widerspruch ergibt sich erst dann, wenn ich Haustiere in Kuscheltiere (lebenswert) und Schlachtvieh (natürlich für ein kulinarisches Gericht) einteile. Und dass dabei Meer- und Hausschweine meist in viel zu kleinen Käfigen gehalten werden, will dann auf einmal auch keiner mehr wissen. Ein Besuch im Tierpark könnte da übrigens weiter helfen.

    In Kambodscha wird auch Hundefleisch gegessen. Sie werden direkt von der Straße weggefangen, weswegen es in vielen Gegenden, im Gegensatz zu Thailand, keine Straßenhunde gibt. Dann kommen sie bis zu 4 Wochen in die Mast und dann auf den Grill (sehr trocken) oder in den Topf. Geschmacklich hat man nichts verpasst, wenn man darauf verzichtet. Ist vermutlich eher so ein asiatisches Männerding.