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Humboldt-Forum in BerlinNichts weniger als ein Supermuseum

Kulturstaatsministerin Grütters stellt die drei Gründungsintendanten vor, die das Museumskonzept erarbeiten sollen.

MacGregor vor seiner neuen Wirkungsstätte: das Stadtschloss, auch bekannt als Humboldt-Forum Bild: dpa

Mit Neil MacGregor auf dem Podium kann man nichts falsch machen. Das wird sich auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) gedacht haben, als sie am Dienstag den Kunsthistoriker und Leiter des Britischen Museums (London) zur „Vorstellung der Gründungsintendanz für das Humboldt-Forum“ ins Kanzleramt geladen hatte. Der Schotte MacGregor (68), den Grütters Anfang April für den Posten des Direktors für das Berliner Humboldt-Forum gewinnen konnte, ist einer der international erfolgreichsten Museumsmanager. Doch er ist auch das, was man „very british“ nennt: witzig, eloquent und sehr klar in seinen Ansichten – aber nicht eitel und selbstgefällig.

Beim Schaulaufen der zukünftig dreiköpfigen Gründungsintendanz plus dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) neben der Staatsministerin reihte sich MacGregor ein als Primus inter Pares. Neben den Co-Intendanten Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und Horst Bredekamp, Kunsthistoriker an der HU, gab MacGregor den Teamplayer.

Was Grütters gleich zu Beginn der Veranstaltung zu der Anmerkung bewegte, dass man den Chefintendanten „zwar auf zunächst zwei Jahre, bis 2017“ verpflichtet habe, dies aber auch bedeuten könnte, „dass wir vielleicht noch weiter gemeinsam gehen werden“.

2019 soll die rund 500 Millionen Euro teure Schlossrekonstruktion als Humboldt-Forum eröffnen. In dem zukünftiges Multimuseum ist die Präsentation der außereuropäischen Sammlungen Berlins, der Wissenschafts- und Stadtgeschichte vorgesehen.

Die Baustelle

2019 ist die Eröffnung des rund 500 Millionen Euro teuren Humboldt-Forums als neues Museum der außereuropäischen Kulturen samt den Sammlungen der Humboldt-Universität und der Berlin-Geschichte geplant.

2002 hatte der Deutsche Bundestag das größte deutsche Kulturbauvorhaben beschlossen.

2007 gewann Franco Stella mit der umstrittenen Schlossrekonstruktion den Architektenwettbewerb.

Seit der Grundsteinlegung 2013 ist jedoch offen, wer die barocke Kuppel, Teile der Innengestaltung und vor allem die Fassade finanziert. Offen ist auch ein Gesamtkonzept aller Institutionen.

80 Millionen Euro aus privaten Spenden sollten für die barocke Fassade fließen. Bisher ist erst rund ein Drittel der Summe eingeworben worden. (taz)

In den beiden kommenden Jahren, betonte Grütters, soll der innere Aufbau des 20.000 Quadratmeter großen Humboldt-Forums „inhaltlich konkret geplant werden“. Der Bund stelle hierfür den Intendanten 2015 rund eine Million, 2016 dann 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Neben den drei Intendanten werde die Stelle eines „operativen Chefkoordinators“ geschaffen. Zudem sollen neun internationale Kunstexperten, darunter der Kenianer George Abungu, Rita Eder (Mexiko) oder Wei Hu (Schanghai), als Berater berufen werden.

MacGregor und Parzinger ließen keine Zweifel aufkommen, dass sie „ein Programm“ für ein supermodernes Museum des 21. Jahrhunderts „im Geist der Aufklärung“ zu erarbeiten gedenken. Die Berliner Museen böten hierfür eine einzigartige Sammlungen „aus jeder Epoche der Menschheitsgeschichte“. MacGregor: „Man kann damit das Humboldt-Forum zu einem Ort machen, an dem die großen Fragen der Welt von heute neu gestellt werden – in der Kunst, aber auch in der Politik.“ Das Humboldt-Forum, sagte Parzinger, müsse zukünftig einen Beitrag zum Verständnis der Prozesse in der Menschheitsgeschichte – also Aufklärung – liefern: „Es geht darum, die Welt durch Kunst und Kultur verständlicher zu machen.“ Das Humboldt-Forum müsse „eine intellektuelle Baustelle werden, die nie fertig werden darf“.

Apropos Baustellen: In welche Stockwerke die Dauerausstellungen und Sonderschauen, die Vortragsräume und das Kino einziehen werden und wie das alles zusammenhängt, wird schwer genug zu erarbeiten sein. Nicht geklärt ist darüber hinaus, wie sich Berlin mit in das Spiel der Intendanten einbringen wird und die Frage, wie unabhängig die jeweiligen Institutionen in dem Gesamtkonzept einmal agieren können. „Es geht nur im Dialog“, meinte Parzinger. Das war als Wunsch gemeint.

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