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Humboldt Forum in Berlin-MitteWer Berlin sehen will, muss zahlen

Der Zugang zum Humboldt Forum wird kostenlos. Nur Berlin wird für seine Schau Eintritt verlangen, bestätigte die Kulturverwaltung.

Wer etwas über Berlin erfahren will, läuft wohl eher draußen herum, ist billiger Foto: dpa

Ab November wird das Humboldt Forum, Deutschlands größtes Kulturprojekt, schrittweise eröffnet. Im Frühling 2020 soll die Berlin-Schau in der Schlossattrappe folgen. Doch vermutlich werden es weniger Touristen in diese Schau schaffen als in die anderen Ausstellungen. Denn während diese in den ersten drei Jahren kostenfrei besucht werden können, will das Land Berlin für seine Präsentationen auf 4.000 Quadratemetern Fläche Eintritt verlangen. Das bestätigte am Freitag die Kulturverwaltung.

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt 2016 hatte der Gründungsintendant des Humboldt Forums Neil ­MacGregor verkündet, dass der Eintritt ins Humboldt Forum frei sein werde. Bis heute moniert Berlin, dass es darüber keine vorherige Rücksprache mit den Berliner Beteiligten gegeben habe. Dennoch sei „die Gewährung freien Eintritts von Berlin erwogen und zwischen Bund und Berlin diskutiert worden“, so die Sprecherin der Kulturverwaltung, Anja Scholtyssek. Der Bund habe der Stadt dafür bei den Betriebskosten im Humboldt Forum entgegenkommen wollen. Doch nun würden die Kosten durch den Bund doch nicht wie vereinbart kompensiert.

Die Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters (CDU), zeigte sich in einem Medienbericht enttäuscht über die Entscheidung Berlins. Senator Klaus Lederer (Linke) wiederum fühlt sich offenbar vom Bund im Stich gelassen: „Die Finanzierung eines komplett freien Eintritts im Humboldt Forum ließe sich nur auf Kosten zentraler kulturpolitischer Vorhaben des Landes Berlin stemmen, etwa bei den Kinder- und Jugendtheatern, den Aktivitäten der freien Szene oder der Bezirkskultur“, sagte er zur taz. Er entwickle derzeit mit der Stiftung Stadtmuseum und der Kulturprojekte Berlin ein sozialverträgliches Tarifkonzept mit großzügigen Regelungen, so dass „sich niemand den Eintritt aus sozialen Gründen nicht werde leisten können“. Ferner plane man für alle Berliner Museen einen eintrittsfreien Sonntag im Monat.

Das wird allerdings nicht das entscheidende Problem lösen: Viele Touristen werden in einem riesigen Haus wie dem Humboldt Forum, in dem die Ausstellungen ohnehin kaum an einem Tag zu schaffen sind, eher die kostenfreie Teile der Angebote wählen.

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