■ Zur Person: „Hütchenspiel“
Fast ein Jahr sitzt Ousmane S. hinter deutschen Gittern: Vor rund sechs Wochen kam er zu zweifelhafter Berühmtheit – als der abgelehnte Asylbewerber, der mit Unterstützung der privaten Firma Pandi-Services nach Afrika abgeschoben werden sollte. Dem Mann, der angibt, aus Sierra Leone zu kommen, half der Rückzug der Firma vom Abschiebevorhaben wenig: Noch immer sitzt er im deutschen Knast – und fast täglich wechseln die Abschiebe-Ziele. „Hütchenspiel“ nennt sein Anwalt das Vorgehen der Ausländerbehörde sarkastisch.
Denn nachdem die Botschaft Sierra Leones den Mann als Landsmann nicht anerkannte, wurde gestern auch Ousmane S'. Reise nach Dakar (Senegal) abgesagt. Für den 12. August ist jetzt der (zweite) Versuch nach Banjul (Gambia) geplant – wenn nicht Gerichte oder gambische Einreisebehörden erneut den Riegel vorschieben. Nach wie vor hat Ousmane S. keine gültigen Papiere. Anwalt und Anti-Rassismusbüro stellen unterdessen die Frage, wie lange Abschiebehaft zulässig sein kann. „Mein Mandant ist nach fast einem Jahr Haft kaputt“, sagt der Anwalt und spricht von Willkür der Ausländerbehörde. ede
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