piwik no script img

Hotelzimmer als Winterobdach

Wohnungslose sind in Hotels vor Kälte und Corona geschützt

Auch die notleidende Hotellerie profitiert von dem Unterbringungs-programm

Es geht nur mit privaten Spenden. Während die Stadt sich weiterhin weigert, obdachlose Menschen übergangsweise in derzeit leerstehenden Hotels unterzubringen und sie so vor der Winterkälte und Corona gleichzeitig zu schützen, organisiert ein Hamburger Bündnis gemeinnütziger Organisationen genau diese Unterbringungsmöglichkeiten zunächst bis kommenden März. Mithilfe von Spenden sind derzeit 120 Wohnungslose in ungenutzten Hotelzimmern untergebracht. Schon im Frühjahr hatte es ein ähnliches Projekt gegeben, damals für 170 Menschen, die sonst auf der Straße leben.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Anders als in den Sammelunterkünften des Winternotprogramms sind die Untergebrachten vor der Ansteckungsgefahr geschützt, haben ein wenig Privatsphäre und müssen ihre Bleibe nicht tagsüber verlassen. So haben sie die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und Krankheiten auszukurieren. Zudem hat – bei gut 30 Euro, die pro Nacht für ein Zimmer bezahlt werden – die notleidende Hotellerie Einnahmen, die ihr helfen, über die Runden zu kommen.

Linke und CDU hatten bereits vor Wochen gefordert, eine solche Hotelunterbringung staatlich zu finanzieren, scheiterten aber am Widerstand der rot-grünen Koalition. Die Sozialbehörde fürchtet, eine solch komfortable Unterbringung auf Staatskosten könne eine Sogwirkung auf Wanderarbeiter*innen aus Osteuropa haben, und die sei nicht gewollt.

Initiatoren der Aktion „Hotels for Homeless“ sind der Verein Strassenblues, das CaFée mit Herz, GoBanyo, Hamburger Gabenzaun sowie das Straßenmagazin Hinz&Kunzt. Allein Strassenblues hat aus Eigenmitteln 50.000 Euro für die Hotelunterbringung aufgebracht und weitere 30.000 Euro Spenden gesammelt. Aber es gibt noch viele Obdachlose, die ebenfalls unterkommen möchten. 4.000 Euro werden benötigt, um einen wohnungslosen Menschen für fünf Monate in einem Hotelzimmer unterzubringen. Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen