Homosexualität in Deutschland: Westerwelle fordert Gleichstellung
Ex-Außenminister Westerwelle kritisiert Angela Merkel für ihre zurückhaltende Gleichstellungspolitik. Und spricht offener denn je über die eigene Homosexualität.
![](https://taz.de/picture/127444/14/150114Westerwelle.jpg)
BERLIN afp/dpa | Die vollständige Gleichstellung sei bislang am Unwillen der Kanzlerin gescheitert, sagte er dem Magazin Stern. Nach der positiven Reaktion der Bundesregierung auf das Coming-Out des Fußballers Thomas Hitzlsperger habe Merkel es nun aber in der Hand, den Ankündigungen „auch Taten folgen zu lassen“. Jetzt gehe es darum, dass die völlige rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften mit der Ehe auch umgesetzt werde.
Westerwelle bezieht sich dabei insbesondere auf die Aussage des Regierungssprechers Steffen Seibert, der Hitzlspergers Outing ausdrücklich lobte: „Wir leben in einem Land, in dem niemand Angst haben sollte, seine Sexualität zu bekennen nur aus Angst vor Intoleranz.“ Deutschland habe im vergangenen Jahrzehnt „gerade auf diesem Gebiet doch enorme Fortschritte gemacht“.
In den Augen Westerwelles ist Deutschland trotz allem noch immer keine ausreichend aufgeklärte Gesellschaft. Es werde noch dauern, bis das Thema Homosexualität zu einer allgemein akzeptierten Tatsache geworden sei, sagte der 52-Jährige, der seit September 2010 mit dem Veranstaltungs-Manager Michael Mronz in eingetragener Partnerschaft lebt. Der FDP-Politiker zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass er Fortschritte bei dem Thema noch erleben werde: „Ich sage Ihnen: Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit.“
Westerwelle sprach sich zudem dafür aus, trotz der umstrittenen Gesetzgebung gegen Homosexuelle in Russland zur Winter-Olympiade nach Sotschi zu fahren. Auf die Frage, ob er selbst die Spiele besuchen würde, wenn er noch Minister wäre, antwortete er: „Ich würde hinfahren, und zwar nicht allein. Man kann Zeichen setzen durch Wegbleiben, und man kann Zeichen setzen durch Hingehen.“
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