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Homeoffice und KinderbetreuungDieses Mal keine Medienkolumne

Unsere Kolumnistin würde sich in ihrer Medienkolumne gerne mit Angriffen auf JournalistInnen beschäftigen. Aber das Homeoffice lässt das nicht zu.

Sieht auf vielen Fotos entspannt aus, ist es in vielen Fällen aber nicht: Homeoffice Foto: Julien Marsault/imago

D ies ist eine – stopp – Medienkolumne. Sie heißt „Unter Druck“, weil sie eine Branche beobachtet, die unter Druck steht.

Es gäbe gerade viele Themen – stopp – für diese Kolumne: die JournalistInnen, die beim Sturm auf das Kapitol gejagt wurden, ihr Equipment, das auf einer – stopp – Art Scheiterhaufen zerstört wurde; die Öffentlich-Rechtlichen, denen vorgeworfen wird – stopp –, bei alldem nicht schnell genug live gewesen zu sein. (Warum das schnelle Livegehen bei Katastrophen für ARD und ZDF gar nicht so einfach ist, hatte ich hier – stopp – schon einmal aufgeschrieben.)

Aber das wird heute nichts. Diese – stopp – Medienkolumne entsteht im – stopp – Homeoffice. Für jedes Stopp, das hier steht, habe ich meine Arbeit kurz unterbrochen, bin aufgestanden und habe mich um eins meiner Kinder gekümmert. Getröstet, Kakao gemacht, Apfel geschnitten, ein Buch aus dem Regal geholt, verkippten Tee aufgewischt, eine Windel gewechselt, eine Frage beantwortet (Nein, du darfst jetzt nicht fernsehen). Meine Kinder sind 1 und 3 und derzeit pandemiebedingt zu Hause.

Ihre Kita ist zwar theoretisch – stopp – geöffnet, aber sie sagt: Bitte, bitte, liebe Eltern, wenn es irgendwie geht, lasst eure Kinder zu Hause. Stopp.

Der Kolumnentitel passt trotzdem

Der Berliner Senat sagt etwas Ähnliches. Privat, im Wechsel mit anderen Eltern, dürfen wir die Betreuung nicht mehr organisieren – laut den neuen Pandemiebestimmungen darf man nur noch eine haushaltsfremde – stopp – Person treffen. Meine zwei Kinder kann ich also – stopp – nirgendwo abgeben.

Die Bundesregierung hat Sonderurlaub genehmigt für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen. Zehn Tage. Die kann man aber nur nehmen, wenn die Kinder krank sind oder die Kita tatsächlich geschlossen ist. Und unsere Kita ist ja nicht geschlossen. Das Gesundheitsministerium ist grundsätzlich der – stopp – Auffassung, dass ArbeitnehmerInnen zu Hause arbeiten und auf ihre Kinder aufpassen können. Was dabei herauskommt, lesen Sie hier. Eine Medienkolumne jedenfalls nicht.

Ich bin in einer privilegierten Situation: allein, dass ich überhaupt – stopp – in einem Job arbeite, der mir Homeoffice ermöglicht, in dem ich mich von der Pandemie abschirmen kann. Dass ich nicht alleinerziehend bin. Dass – stopp – meine Kinder nicht in die Kita müssen, weil das der einzige – stopp – Ort ist, an dem sie eine warme Mahlzeit bekommen oder nicht geschlagen werden. Stopp.

Wir wollen sie – stopp – in die Kita – stopp – schicken, damit sie – stopp – ihre Freunde treffen können und wir – stopp – arbeiten können.

Aber ich will natürlich auch nicht – stopp –, dass wir, eines meiner Kinder oder ich, Corona bekommen, nur weil ich meine Kinder auf Biegen und Brechen in die Kita geschickt habe, damit ich arbeiten kann. Stopp. Ich höre schon mein schlechtes Gewissen rufen: karrieregeile Rabenmutter! Stopp.

Dies war keine Medienkolumne. Ihr Titel, „Unter Druck“, passt trotzdem.

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Anne Fromm
Reporterin
Ressortleiterin Reportage & Recherche und Vorständin der taz. // Berichtet vor allem über sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, Rechtsextremismus und Desinformation. // Davor war sie Medienredakteurin im Gesellschaftsressort taz2. // Erreichbar über Threema: 9F3RAM48 und PGP-Key: 0x7DF4A8756B342300, Fingerabdruck: DB46 B198 819C 8D01 B290 DDEA 7DF4 A875 6B34 2300
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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Liebe Frau Fromm, mein Arbeitsalltag fühlt sich genau so an wie Sie schreiben. Immerzu Unterbrechungen und ein ständiges Hin und Her zwischen Home Working und Home Schooling und Haushalt ("Mama, Hilfe, ich hör die Lehrerin nicht! - Mama, guck mal, ich hab dieses Lego gebaut! - Mama, hilf mir den einen Legostein finden. - Mama, Hunger! - Mama, kann ich was Süßes? - Maamaaa!") und man kriegt nix am Stück gebacken. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf. :D

  • Zitat: „Das Gesundheitsministerium ist grundsätzlich der – stopp - Auffassung, dass ArbeitnehmerInnen zu Hause arbeiten und auf ihre Kinder aufpassen können.“

    Ob sich „das Gesundheitsministerium“, Jens Spahn allen voran, diese Meinung wohl im Homeoffice gebildet hat - während es Nasen geputzt, Windeln gewechselt, Fragen beantwortet, Unfälle und Katastrophen aller Art verhindert und die Grundsätze einer selbständigen Existenz gelehrt hat? 🤔

    Vermutlich nicht. Denn dass „das bisschen Haushalt“ sich „von allein [macht]“, hat ja auch nur der Ehemann (und Ernährer) von Johanna von Koczian gesagt. Und zwar schon 1977. Damals war von Corona, berufstätigen Müttern oder gar Homeoffice mit Kindern noch keine Rede. Die gute Johanna von aber war überzeugt: „Und was mein Mann sagt, stimmt ganz genau. Ich muss das wissen. Ich bin ja seine Frau.“

    Wär‘ interessant zu erfahren, was die Lady zur aktuellen Lage ihrer Geschlechtsgenossinen zu singen wüsste.

    • @mowgli:

      Das war schon 1977 ironisch gemeint und das hat JEDE/R verstanden!

  • Meine Chefin sagte es Mitte Dezember schon, Homeoffice und Homeschooling, schließen sich bis zu einem gewissen Alter aus, wer etwas anderes behauptet, hat entweder keine Kinder, keine Vorstellungskraft oder sperrt die Kinder tagsüber im Keller ein.

    Alle, die Leute mit Kindern in ihren Teams haben, sollen zumindest mal soziale Kompetenz heucheln und auf die Leute zugehen, auch individuelle Ansätze werden von der Geschäftsleitung mitgetragen.