Höchstes Gebäude der Welt in China: Der Turmbau zu Changsha
Mitten in der chinesischen Provinzhauptstadt Changsha soll mit 838 Metern das höchste Gebäude der Welt entstehen. Als Bauzeit sind nur sieben Monate vorgesehen.
CHANGSHA taz | Das größte Restaurant der Welt steht bereits in Changsha. Der reichste Chinese der Welt lebt ebenfalls in der Sieben-Millionen-Metropole. Nun soll die Hauptstadt der südchinesischen Provinz Hunan demnächst auch noch den höchsten Wolkenkratzer der Welt erhalten – und zwar in Rekordgeschwindigkeit.
Das chinesische Bauunternehmen Broad Sustainable Building (BSB) will in Changsha innerhalb von sieben Monaten das höchste Gebäude der Welt errichten. Mit insgesamt 838 Metern wäre der „Sky City“, so soll der Koloss heißen, zehn Meter höher als der Burj Khalifa in Dubai, dem derzeit höchstem Wolkenkratzer der Welt.
174.000 Menschen sollen auf 220 Stockwerken den Turm von Changsha bewohnen und auf insgesamt mehr als einer Millionen Quadratmetern nutzen. Bei Fertigstellung sind 104 Aufzüge geplant, zudem ein Hotel, eine Schule, Klinik, Büros, Geschäfte und Restaurants, allein das Erdgeschoss umfasst 17.000 Quadratmeter. Geht es nach dem Willen von BSB, soll es mit dem Bau bereits im Herbst losgehen.
Das Unternehmen, das sich in China vor allem mit der Herstellung von Klimaanlagen einen Namen gemacht hat, will mehr als 200.000 Tonnen Stahl verbauen. Zu 95 Prozent verwendet BSB vorgefertigte Teile, die dann auf dem Bau nur noch zusammen gefügt werden müssen. Auf diese Weise will sie pro Tag mehrere Stockwerke errichten.
Schnell und sparsam
Die Firma hat bereits gute Erfahrung damit gemacht. Ein 15-stöckiges Bauwerk brachte sie innerhalb einer Woche fertig. Für ein Gebäude mit 30 Stockwerken brauchte sie 15 Tage. Zum Vergleich: Für den Burj Khalifa benötigten die Bauherren in Dubai mehr als fünf Jahre.
BSB kündigte zudem an, dass der neue Wolkenkratzer auch besonders umweltfreundlich ausfallen werde. Das Bauwerk werde nur ein Fünftel der Energie verbrauchen, die Gebäude in dieser Größe sonst benötigen würden. Die Baufirma will das gesamte Gebäude mit LED-Leuchten ausstatten, Fenster sind vierfach verglast und auch die Wände sind speziell isoliert. Zudem sind die Aufzüge mit einer Anlage ausgestattet, die beim Bremsen Energie zurückgewinnt.
„Das Projekt wird nicht nur das höchste Gebäude der Welt, sondern auch am energieeffizientesten“, verkündeten sie stolz. Der Preis hingegen fällt verhältnismäßig niedrig aus. Die Entwickler rechnen mit Kosten von umgerechnet insgesamt rund 500 Millionen Euro. Der Burj Khalifa kostete mehr als das Doppelte.
Der ökonomische Wolkenkratzerfluch
Vielen Bürgern von Changsha ist dieses Gebäude nicht geheuer. „Ich werde bestimmt nicht als erstes nach oben fahren“, sagte eine 27-jährige Passantin in der Changshaer Innenstadt. Ein anderer bezweifelte insgesamt den Sinn eines solchen „Größenwahns“. Das Wetter in Changsha sei die meiste Zeit viel zu diesig, so der 54-Jährige. „Wir werden die Turmspitze eh nie zu Gesicht bekommen.“
Hochbau kommt vor dem Fall, warnen auch die Analysten von Barclays Capital. Sie haben bereits Anfang des Jahres in ihrem jährlich erscheinenden Wolkenkrater-Index davor gewarnt, dass es zwischen dem Bau immer höherer Gebäude und einem nahenden Finanzcrash einen engen Zusammenhang gibt. Ihre Begründung: Ein Boom bei diesen teuren Bauwerken weise darauf hin, dass eine große Menge an Kapital fehlinvestiert werde – und daher ein wirtschaftlicher Einbruch bevorstehe. Die Chinesen planen allein in den kommenden fünf Jahren 80 neue Superwolkenkrater mit mehr als 240 Metern Höhe.
Der neue Wolkenkratzer von Changsha erzürnt nicht nur die Stadtoberen von Dubai, sondern auch die der Stadt Shanghai. Mit dem 632 Meter hohen Shanghai Tower wollten sie eigentlich Chinas höchsten Wolkenkratzer errichten. Nun könnte er übertroffen werden, noch bevor er überhaupt vollendet ist. Die Fertigstellung ist erst für 2014 vorgesehen.
Die Stadtverwaltung von Changsha hat für den Superwolkenkratzer bereits grünes Licht gegeben. Nun steht aber noch die Genehmigung der Zentralregierung in Peking aus. Und da könnte sich erweisen, dass die Shanghai-Fraktion einflussreicher ist als die von Changsha.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht