Hochwasser im Norden: Die Welle kommt

Die Katastrophenstäbe bereiten sich auf eine Rekordflut an der Elbe vor. Der Naturschutzbund fordert indes mehr Überflutungsflächen.

Setzen auf Sandsäcke: Einsatzkräfte der Feuerwehr auf dem Elbdeich bei Hitzacker. Bild: dpa

HAMBURG taz | Am Unterlauf der Elbe bereiten sich Katastrophenstäbe auf ein Rekord-Hochwasser vor. „Wir müssen uns auf eine sehr, sehr ernste Lage gefasst machen“, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) am Dienstag in Hannover. „Ich rechne damit, dass wir Katastrophenalarm ausrufen müssen.“ Wann die Flutwelle auf der Elbe in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ihre Höchststände erreichen wird, ist bisher unklar. Erwartet wird dies zwischen Freitag und Montag.

Die Elbe dürfte etwa in Hitzacker im Landkreis Lüchow-Dannenberg am Montag um 80 Zentimeter über dem Hochwasser vom Januar 2011 liegen, warnte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dienstag. Die 5.000-Einwohner-Stadt war bei der Elbeflut 2002 eine der am härtesten betroffenen Regionen in Niedersachsen. Sechs Tage lang stand das Wasser bis zu siebeneinhalb Meter in der historischen Altstadt. Nur vier Jahre später stand die Elbe wieder genau so hoch.

Seit 2008 sorgt deshalb ein rund 63 Millionen Euro teurer Hochwasserschutz für mehr Sicherheit in Hitzacker. Auf 938 Metern Länge wurde vor den Häusern am Flussufer eine Betonmauer errichtet, die 1,20 Meter über Straßenniveau liegt. Aus den Erdgeschossfenstern ist die Elbe somit nicht mehr zu sehen. Mit mobilen Flutschutzbalken kann die Mauer im Bedarfsfall um 1,50 Meter erhöht werden. Der tritt an diesem Wochenende ein.

Am Pegel in Neu Darchau könnte das Wasser sogar 81 Zentimeter höher steigen als damals, so das NLWKN. Es sei bislang nicht absehbar, wann der höchste Wasserstand erreicht werde.

Im schleswig-holsteinischen Lauenburg haben die Vorbereitungen auf ein Rekordhochwasser begonnen. Die Feuerwehren aus Lauenburg und Umgebung begannen am Dienstag, Sandsackbarrieren zu errichten. Für Sonntag rechnet das Wasser- und Schifffahrtsamt mit einem Pegelstand von 9,79 Metern.

Die Hochwasser auf der Elbe erreichen seit Beginn dieses Jahrtausends in immer kürzeren Abständen neue Rekordmarken:

2002: Lauenburg (Schleswig-Holstein) 8,70 Meter; Neu Darchau (Niedersachsen) 7,32 Meter;

2006: Lauenburg 9,12 Meter; Neu Darchau 7,49 Meter;

2011: Lauenburg 9,22 Meter; Neu Darchau 7,49 Meter;

Prognose 2013: Lauenburg 9,79 Meter; Neu Darchau 7,80 Meter.

Bereits am Sonnabendnachmittag soll die bisherige Höchstmarke von 9,22 Metern aus dem Januar 2011 überschritten werden. Auch die Evakuierung von 200 bis 300 Menschen aus der Unterstadt direkt am Ufer wird von den Behörden nicht ausgeschlossen.

In Hamburg hingegen herrscht Gelassenheit. „Gefahr droht nur von der Nordsee, nicht aus dem Oberlauf“, sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. Im Hamburger Hafen würde sich das Hochwasser auf großer Fläche verteilen.

Alle Rekordfluten seit 2002 hätten sich mit Anstiegen von lediglich 40 bis 50 Zentimetern Höhe bemerkbar gemacht. Davon geht die Umweltbehörde auch jetzt aus: „Unterhalb des Stauwehrs Geesthacht verläuft sich das“, sagt Dumann.

„Die Flüsse haben zu wenig Raum“, kritisiert Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes (Nabu). Technische Maßnahmen wie Mauern und Deiche reichten nicht aus: „Es fehlt an Überflutungsflächen, lebendige Flüsse brauchen freie Ufer und Auen.“

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