Hip-Hop-Magazin Vibe eingestellt: Bad Vibrations

Gehaltskürzungen und Entlassungen nutzten nichts - mit dem US-Hip-Hop-Magazin "Vibe" stirbt mal wieder eine Zeitschrift.

Quincy Jones hatte die "Vibe" 1993 gegründet - und will sie jetzt retten. Bild: ap

Die Redaktion arbeitete noch an einem Tribut-Heft für Michael Jackson, als sie Anfang der Woche die Nachricht ereilte: Die Türen der VIBE Media Group, Verleger des Magazins Vibe, werden mit sofortiger Wirkung geschlossen.

"Ein trauriger Tag für die Musik und HipHop insbesondere", kommentierte Chefredakteurin Danyel Smith. Doch sei der Anzeigenmarkt im Vergleich zum Vorjahr allzu schnell eingebrochen: im ersten Quartal 2009 um ganze 42 Prozent. So wird die 16 Jahre alte Hochglanzpublikation trotz einer Monatsauflage von über 800.000 Exemplaren wohl für immer verschwinden, werden all die vergleichsweise feuilletonistisch aufbereiteten Geschichten von afroamerikanischen Rappern, Filmstars, Plattenmogulen und Entertainern keine vergleichsweise prominente Plattform mehr finden.

Und das ausgerechnet kurz nach der Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten! Hatte Vibe doch Geschichte gemacht, als es den Kandidaten Anfang 2008 unter dem funkyfizierten Namen B-Rock auf das Cover nahm und im Wahlmonat November einen exklusiven Brief Obamas auf der Titelseite abdruckte. Nicht zufällig hatte Obama die Vibe als Sprachrohr gewählt: Im Gegensatz zu anderen HipHop-Zeitschriften wie The Source verfügte es über eine soziologisch breit gestreute Leserschaft, zielte es auch auf ein Mittelklasse-Publikum.

Quincy Jones hatte Vibe 1993 als HipHop- und RnB-Version des Rolling Stone gegründet. Ein Magazin, das nicht allein Musik verhandelte - sondern den Ehrgeiz hatte, auch kulturelle Themen aller Couleur und relevante politische Diskussionen abzudecken, vom N-Wort bis zur Zukunft von New Orleans.

Zuletzt sollte Vibe durch Sparmaßnahmen- Entlassungen, Gehaltskürzungen, eine Vier-Tage-Woche - gerettet werden. Vergeblich. Quincy Jones kündigte mittlerweile an, die Vibe zurückzukaufen - und womöglich online weiter zu betreiben.

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