Hinweise zum Fremdgehen: Der gelungene Seitensprung
Ein Seitensprung soll glücklich machen, sagt die Autorin Mia Ming. Und nennt drei Zutaten, die die Eskapade perfekt machen.
Das Gerede von der ewigen Liebe, von Treue und dem oder der einen Richtigen. Es hält sich hartnäckig. Fast jeder wünscht es sich – aber fast jeder ist schon einmal fremdgegangen, hat fremdgeknutscht, fremdgevögelt. Es ist verrucht, weil es verboten ist. Aufregend, weil es heimlich ist. Und emotional anstrengend, weil man nicht auffliegen will.
Dabei könnte ein Seitensprung so toll sein. Das sagt jedenfalls Mia Ming. Sie ist Autorin („Seitensprünge – 33 Frauen erzählen von aufregenden Affären, gefährlichen Liebschaften und haarsträubenden Eskapaden“, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2010) und Expertin in Sex-Dingen. „Der perfekte Seitensprung packt dich, ist rauschhaft, gibt dir keine Zeit zum Nachdenken, zum Zögern oder für Gewissensbisse“, sagt sie. Er kickt, beflügelt, sexualisiert. „Der perfekte Seitensprung vollzieht sich gänzlich unbelastet von der Angst, entdeckt zu werden.“
Klingt einfach. Nach einem französischen Spielfilm, nach geröteten Wangen und nach beschwingtem Durch-die-Stadt-Tanzen, nach Ohne-schlechtem-Gewissen-die-eigene-Haustür-Aufschließen.
So einfach ist es aber selten. Das weiß jeder, der schon einmal betrogen wurde oder betrogen hat. Anna und ich inklusive.
Genaue Zahlen gibt es nicht
Anna ist eine Mischung aller Frauen, die ich kenne, eine Kombination aller Seitensprunggeschichten, die ich gehört habe. Anna hat auf dem Weg zu ihrem Freund nach Frankreich im Zug fremdgeknutscht – und es ihrem Freund nie erzählt. Sie hat in der Wohnung, in der sie mit ihrem Freund wohnt, mit Paul geschlafen – und ist aufgeflogen. Sie hatte nach einer Party im Keller Fremd-Sex – und wurde erwischt. Anna hatte Sex ohne viel Gefühl, manchmal auch mit ein paar Schmetterlingen im Bauch.
Genaue Zahlen darüber, wie viele Frauen und Männer in einer Beziehung – ob hetero oder nicht – betrügen, gibt es nicht. In der einen Studie steht, ein Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen seien schon fremdgegangen. In einer anderen Untersuchung sind es mehr Männer als Frauen. Forscher sagen, die meisten würden nicht ehrlich antworten, deshalb mache das nicht viel Sinn. Die Frage, wie viele Männer und Frauen dabei keine Skrupel haben, kann mir auch keiner beantworten.
Anna jedenfalls kennt die Angst, entdeckt zu werden. Oft genug ist sie aufgeflogen. Weil sie mit zu vielen Leuten über den Seitensprung gesprochen hat. Und weil sie Spuren hinterlassen hat. Facebook-Chats, die ihr Freund mehr oder weniger zufällig gelesen hat. Ein fremder Duft im heimischen Bett. Weil sie nach einigen schlaflosen Nächten doch alles gebeichtet hat. Das Ergebnis: Drama. Tränen. Und meistens die Trennung.
Würde man Anna fragen, sie würde sagen, dass der Sex an sich tatsächlich rauschhaft war, dass sie aber durchaus Gewissensbisse hatte. Was hat sie falsch gemacht? „Zu viel gedacht“, sagt Mia Ming. Also Kopf ausschalten? „Ja.“ Geht das denn? „Ja.“
Richtiger Mann, Absprachen, Klappe halten
Und dann erklärt sie, wie er sein soll, der perfekte Seitenspung. Wichtige Zutaten: der richtige Mann, klare Absprachen und Klappe halten.
Zutat 1: der richtige Mann. Am besten einer, der sexuell selbstbewusst, vielleicht sogar ein bisschen skrupellos ist. „Der perfekte Lover weiß den Moment zu zelebrieren und wie wichtig es ist, das Geheimnis zu wahren. Er fühlt sich nie zurückgesetzt, stellt keine unangenehmen Fragen oder erzählt zu viel von zu Hause, sondern konzentriert sich voll und ganz auf dich.“
Zutat 2: genaue Absprachen. Für den Fall, dass es nicht ohnehin schon klar ist (siehe Zutat 1). „Wenn einer mehr will als der andere: Finger weg. Das geht selten gut.“ Also lieber ansprechen, wenn auch nicht allzu deutlich, denn das ist unsexy. Lieber charmant: „Das wird eine aufregende Nacht, gerade deshalb, weil sie einmalig sein wird.“ So in etwa.
Zutat 3: Klappe halten. Genießen und schweigen. Am besten mit wirklich niemandem drüber reden. „Das Risiko ist zu groß, dass doch jemand plaudert“, sagt Mia Ming. „Und ein Geheimnis zu haben, das niemand kennt, ist doch Teil des wunderschönen Gefühls, das man nach einem Seitensprung hat.“
Und was macht man mit dem schlechten Gewissen? „Man hat einfach keines. Vor sich selbst sollte man dazu stehen, was man getan hat – und wenn niemand von dem Seitensprung weiß, urteilt auch niemand.“ So einfach ist das also? „Am tollsten ist ein Seitensprung, wenn er völlig spontan ist, am besten auf einer Reise, wenn klar ist, man sieht den anderen nie wieder“, sagt die Autorin. Genau dann sei ein Seitensprung das, was er sein soll: ein Rausch, der glücklich macht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja