Hinrichtung in Bangladesch: Islamist mit Kriegsvergangenheit
Jahrzehnte nach dem Unabhängigkeitskrieg: Wegen angeblicher Kriegsverbrechen wurde der islamistische Politiker Motiur Rahman Nizami hingerichtet.
Im Oktober 2014 hatte ein Kriegsverbrechertribunal den 73-Jährigen unter anderem wegen Völkermordes und Vergewaltigungen während des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan zum Tode verurteilt.
Das höchste Gericht von Bangladesch hatte die Todesstrafe für Nizami bestätigt. Vier weitere von dem Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilte Männer sind bereits hingerichtet worden. Fast allen Mitgliedern der Führungsriege von Jamaat-e-Islami werden Verbrechen während des neunmonatigen Unabhängigkeitskrieges zur Last gelegt.
Auf den Straßen Dhakas bejubelten Hunderte Aktivisten die Hinrichtung Nizamis, der die Islamistenpartei seit dem Jahr 2000 geführt und von 2001 bis 2006 als Minister im Kabinett gesessen hatte. Jamaat-e-Islami rief für Donnerstag zu einem Generalstreik auf.
Das heutige Bangladesch war nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 zunächst ein Teil Pakistans. 1971 erkämpfte es sich in einem blutigen Krieg mit indischer Unterstützung die Unabhängigkeit. Nach Schätzungen von Historikern starben dabei zwischen 300.000 und drei Millionen Menschen. Jamaat-e-Islami kämpfte damals gegen die Gründung von Bangladesch und für den Erhalt des damaligen Ostpakistans.
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